Siemens-Finanzchef räumt Fehler ein
München (dpa) - Siemens-Finanzchef Joe Kaeser hat Fehler eingeräumt und das Gewinnziel für das aktuelle Geschäftsjahr relativiert. „Wir haben sehr schnell sehr viel gewollt“, sagte er dem „Handelsblatt“ (Donnerstag).
„Da schleichen sich dann leider auch Ineffizienzen ein, die man nicht will.“ Was den geplanten Nettogewinn von 6 Milliarden Euro anbelangt, sprach der Finanzchef von einer „Chance, den Zielkorridor zu erreichen, wenn sich das Geschäft im Jahresverlauf nicht abschwächt“. Die Investitionen sollen niedriger ausfallen als ursprünglich geplant.
Das Geschäftsjahr 2011/2012 (30. September) hatte für Siemens schwach begonnen. Zwischen Oktober und Dezember 2011 sank das Konzernergebnis um 17 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro. Ausgerechnet das Geschäft mit erneuerbaren Energien, auf das Siemens nach dem angekündigten Atomausstieg in Deutschland große Hoffnungen setzte, läuft nicht rund. Solar- und Windenergie teilten unter sich zum Start ins neue Geschäftsjahr einen Verlust von 48 Millionen Euro auf. Bürokratische Hindernisse bei der Anbindung von Windparks auf hoher See an das Stromnetz büßten die Münchner mit Abschreibungen in Höhe von 203 Millionen Euro.
„Wir haben die Komplexität dieser Projekte nicht erkannt und im Vorfeld einfach nicht gut genug gearbeitet“, räumte Kaeser dazu ein. „Wir können noch deutlich besser werden.“ Von einer „Siemens-Krankheit“ zu sprechen, weil der Konzern in den vergangenen Quartalen zahlreiche Abschreibungen tätigen musste, wies er aber zurück.
Nach Kaesers Angaben bereitet sich Siemens nicht auf einen möglichen Ausstieg Deutschlands aus dem Euro vor. „Das halte ich für blanken Unsinn“, sagt er. „Damit muss man sich wirklich nicht auch noch beschäftigten.“