Siemens kündigt Aktionären ein starkes Jahr an
München (dpa) - Mit einem Feuerwerk guter Nachrichten hat Siemens seine Aktionäre überrascht.
Auftragseingang, Umsatz und Gewinn sind im ersten Quartal kräftig gestiegen. Vorstandschef Joe Kaeser hob vor der Hauptversammlung am Dienstag in München zudem die Gewinnprognose für das Geschäftsjahr auf mindestens 5,3 Milliarden Euro an.
Die Börse reagierte begeistert: Der Aktienkurs von Europas größtem Elektronikkonzern stieg bis zum Nachmittag um mehr als 9 Prozent.
„Wir sind sehr gut ins Geschäftsjahr gestartet“, und dank der vollen Auftragsbücher werde es trotz der sich weiter eintrübenden Weltwirtschaft „ein vergleichsweise gutes Jahr für Siemens“ werden, sagte Kaeser auf der Hauptversammlung des Dax-Konzerns.
Der Konzernumbau sei weitgehend abgeschlossen, das Projekt- und Risikomanagement sei besser geworden, die Sonderbelastungen seien gesunken. Das Industriegeschäft laufe wieder sehr profitabel: „Wir nähern uns wieder an die Konkurrenz an.“ Das besonders profitable Geschäft mit der Digitalisierung von Fabriken - einer der neuen Tragpfeiler von Siemens - entwickle sich dank der starken Nachfrage aus Europa hervorragend und werde sich ab April beleben.
Um dieses Geschäftsfeld weiter zu stärken, übernimmt Siemens jetzt für 970 Millionen Dollar die New Yorker Software-Firma CD-adapco. Mit den Programmen könnten zum Beispiel Auto- oder Flugzeughersteller Strömungen entlang der Karosserie oder der Tragfläche simulieren und die Entwicklungszeit um ein Drittel verkürzen, sagte Kaeser. Mit der Übernahme baue Siemens seine Führungsrolle bei der industriellen Digitalisierung weiter aus.
Einer der Wachstumsträger 2016 werde die Zugsparte sein. „Sie steht heute blendend da“, sagte Kaeser und verwies auf Aufträge von der Berliner S-Bahn, der algerischen Bahn und den in Aussicht stehenden Großauftrag der iranischen Bahn. In der Medizintechnik - im ersten Quartal der größte Gewinnbringer - sei „Siemens heute das Maß aller Dinge“, wie der Vergleich mit der Konkurrenz zeige, sagte Kaeser.
Selbst der Ölpreisverfall macht Siemens noch wenig Sorgen. Grundsätzlich steige die Nachfrage nach Öl, deshalb habe die Ölindustrie ihre Investitionen nur verschoben, sagte Kaeser.
Weil der Verbrauch steige, müsse mehr Öl durch Pipelines gepumpt werden, wovon Siemens mit Ersatzteilen für Pumpen und Kompressoren profitieren könne. Das gleiche das schwache Neugeschäft zum Teil aus. Siemens hatte mit dem Zukauf des US-Kompressorenherstellers Dresser-Rand Milliarden in die Ölzulieferindustrie investiert.
Im ersten Quartal schoss der Konzerngewinn um 42 Prozent auf 1,56 Milliarden Euro hoch, wie der Konzern bereits am Montagabend mitgeteilt hatte. Im Vorjahr hatten Sonderfaktoren das Ergebnis belastet. Der Auftragseingang stieg um ein Viertel auf 22,8 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte um 8 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro, auch dank Rückenwind durch den schwachen Euro.
Nach mehreren Quartalen des organischen Umsatzrückgangs habe Siemens nun „die Trendwende eingeleitet“. „Ich gehe davon aus, dass wir diese Trendwende im zweiten Quartal deutlich verstärken“, sagte Kaeser. Das organische Umsatzwachstum - also die Steigerung der Erlöse aus eigener Kraft ohne Zukäufe - werde im Gesamtjahr größer sein als im ersten Geschäftsquartal: „Ich glaube, das ist eine sichere Wette.“