Silber ist begehrt wie nie

Der schwache Dollar und Inflationsangst treiben den Preis auf Rekordniveau.

London/Frankfurt. Der schwache Dollar macht wahr, was lange als unmöglich galt. Der Silberpreis hat seinen 31 Jahre alten Rekordstand übertroffen: Mit 49,51 Dollar übersprang der Preis für eine Feinunze (31 Gramm) am Londoner Spotmarkt die magische Marke von 1980: Damals notierte die Feinunze bei 49,45 Dollar. Hauptgrund waren damals Hamsterkäufe der US-Brüder Hunt. Sie stammten aus einer reichen Familie aus Texas und misstrauten dem Papiergeld. Daher beschlossen sie, die im Ölgeschäft erworbenen Milliarden in Silber zu investieren.

Allein in diesem Jahr hat der Silberpreis um fast zwanzig Dollar oder gut 65 Prozent zugelegt. Als weitaus wichtigsten Grund dafür nennen Marktbeobachter den schwachen Dollar. Seit Monaten verliert der „Greenback“ zu vielen wichtigen Währungen an Wert. So notiert der Euro zum Dollar so hoch wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren (ein Euro gleich 1,4860 Dollar) — trotz der europäischen Schuldenkrise. Die Dollar-Schwäche führt dazu, dass Anleger ihm den Rücken kehren und in Silber investieren.

Zudem verunsichert die immense Verschuldung zahlreicher Staaten sowie die Furcht vor einer Geldentwertung die Investoren und treibt sie in wertstabile Anlagen wie Silber. Neben Griechenland und Irland sind weitere Länder außerhalb Europas wegen ihrer Schulden unter Beschuss geraten. So hatte die Ratingagentur Standard & Poor’s den USA und Japan unlängst mit dem Entzug ihrer Top-Bonität gedroht. Und die Teuerungsraten liegen derzeit weltweit weit höher als den Notenbanken lieb sein kann.

Darüber hinaus verweisen Experten auf die starke Silber-Nachfrage aus der Industrie. Silber wird bei der Produktion vieler hochwertiger Güter eingesetzt, allen voran im Elektronikbereich. Marktbeobachter sind sich einig: Trotz der Produktionseinbrüche in Japan dürfte der industrielle Silber-Bedarf hoch bleiben.

Ob die Silber-Hausse andauern wird, darüber gehen die Meinungen der Experten auseinander. Mit dem schwachen Dollar, dem Inflationsdruck und der Unsicherheit sprechen gleich drei wichtige Faktoren für hohe Silberpreise, sagt Bayram Dincer, Rohstoffexperte beim Handelshaus LGT Capital Management. Er hält einen Höchstpreis von 60 Dollar in diesem Jahr für möglich. Andere Beobachter teilen diese Einschätzung nicht. So gehen die Experten der Commerzbank von einem baldigen Ende des Preisbooms aus und verweisen etwa auf ein zuletzt geringeres Anlegerinteresse.