Solarworld rutscht immer tiefer in die Krise
Bonn/Oldenburg (dpa) - Das einstige Vorzeigeunternehmen Solarworld gerät immer tiefer in den Strudel der kriselnden Solarbranche. Das Eigenkapital ist komplett aufgezehrt. Die Anleger reagierten entsetzt.
Die Aktie brach am Donnerstag im Handelsverlauf zeitweise um mehr als 30 Prozent auf 0,56 Euro ein. Zur Zeit des Solarstrom-Booms 2007 notierte das Papier noch bei 47,95 Euro. Schlechte Nachrichten kamen auch vom Solarmodulhersteller Aleo Solar.
Die Branche steckt seit längerem in einer tiefen Krise. Zu schaffen machen vor allem der dauerhafte Preisverfall durch Billigimporte aus China und die Streichung staatlicher Zuschüsse für den Bau von Photovoltaik-Anlagen.
Die Bonner Solarworld bezifferte den Verlust nach Steuern für 2012 auf 520 Millionen bis 550 Millionen Euro. Das Eigenkapital wird sich nach aktueller Schätzung auf minus 20 Millionen bis 50 Millionen Euro belaufen. 2011 hatte in der Bilanz des Unternehmens noch eine Summe von 630 Millionen Euro gestanden. Vorstandschef und Unternehmensgründer Frank Asbeck, der rund 27 Prozent an Solarworld hält, verhandelt seit längerem mit Banken und Anleihegläubigern über eine Reduzierung der Schulden.
In der Branche war sogar von einem bevorstehenden Schuldenschnitt die Rede. „Wir befinden uns in konstruktiven und zielorientierten Gesprächen mit unseren Gläubigern“, sagte der Manager der Nachrichtenagentur dpa. Wegen der laufenden Gespräche mit seinen Geldgebern hatte Solarworld unter anderem im März die Bilanzpressekonferenz abgesagt. Seine Aktionäre will das Unternehmen jetzt zu einer außerordentlichen Hauptversammmlung einladen. Der Termin steht noch nicht fest.
Der Solarmodulhersteller Aleo Solar rutschte im ersten Quartal noch tiefer in die roten Zahlen. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) stehen von Januar bis Ende März 16,3 Millionen Euro Verlust, wie das in Oldenburg und Prenzlau ansässige Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Damit verdoppelte sich das Minus gegenüber dem ersten Vorjahresviertel (minus 8,2 Mio Euro).
Den noch vorläufigen Zahlen zufolge brach der Umsatz aus dem Startquartal um gut 40 Prozent auf 31,1 Millionen Euro ein. Die endgültigen Zahlen mit dem Nettoergebnis folgen am 14. Mai. Die Aktie von Aleo Solar geriet weiter unter Druck. Binnen eines Jahres sind die Papiere von damals rund 20 Euro auf weniger als 2 Euro gefallen. Bei Aleo Solar arbeiteten Ende 2012 gut 920 Mitarbeiter.