Soros greift deutsches Euro-Krisenmanagement an
Davos (dpa) - Investorenlegende George Soros hat das von Deutschland geführte Euro-Krisenmanagement scharf angegriffen. „Deutschland diktiert eine Politik, die in eine Schuldenspirale mit deflationären Folgen führt“, sagte Soros am Mittwoch auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.
Er frage sich, wann sich die Erkenntnis durchsetze, „dass die Währungsunion auf einem selbstzerstörerischen Kurs ist“. Als Weg aus der Krise schlug Soros vor, Problemstaaten wie Griechenland nicht nur zu strikter Haushaltsdisziplin zu zwingen. „Sie brauchen zudem einen Stimulus, der eine Deflationsspirale verhindert“, fordert Soros. Solche Anstöße für Wirtschaftswachstum müssten „aus der EU selbst kommen“.
Als Hilfe für angeschlagene Staaten wie Italien und Spanien schlug Soros einen „Kreditgeber der letzten Zuflucht“ aus Europäischer Zentralbank und den Krisenmechanismen EFSF und ESM vor. Mit diesem Garanten im Rücken könnten sich die Staaten günstig refinanzieren.
Soros warf Deutschland vor, Euro-Krisenstaaten unerreichbare Ziele zu setzen und sie damit gegen sich aufzubringen. „Der Rest Europas ist nicht wie Deutschland“, sagte er. Das derzeitige Euro-Krisenmanagement erzeuge Widerstand in Ländern der Peripherie: „Die Entwicklung in Ungarn ist da erst der Anfang“, sagte der aus Ungarn stammende US-Investor.
In Deutschland werde die Gefahr einer dramatischen Deflation unterschätzt. Die Deutschen seien von dem Problem der Inflation, also der fortschreitenden Geldentwertung, traumatisiert und begriffen nicht, wie gefährlich eine Deflation sei. „Allein die Inflation zu bekämpfen, während man einer Deflation ins Auge sehen müsste, ist ganz einfach eine falsche Politik.“
Bei einer Deflation gehen die Preise über einen längeren Zeitraum permanent zurück. Das kann zu einer Zurückhaltung der Käufer führen, die einen wirtschaftlichen Abschwung noch veschärft.