Japan: Erstes Handelsdefizit seit 31 Jahren

Tokio (dpa) - Angesichts der wirtschaftlichen Folgen des verheerenden Erdbebens und Tsunamis vom März 2011 hat Japan erstmals seit 31 Jahren ein Handelsdefizit ausgewiesen.

Wie die Regierung in Tokio mitteilte, beläuft sich das Defizit der drittgrößte Volkswirtschaft der Welt für 2011 auf 2,49 Billionen Yen (rund 25 Milliarden Euro). Verantwortlich für die negative Bilanz seien auch der starke Yen und hohe Energiekosten.

Während die Exporte um 2,7 Prozent sanken, stiegen die Einfuhren um 12 Prozent auf 68 Billionen Yen. Grund hierfür sei vor allem die starke Nachfrage nach Treibstoff für Wärmekraftwerke - nachdem die Atomreaktoren im Land infolge des Unglücks vom 11 März abgestellt wurden. Auch die Einfuhren von Öl und Flüssiggas habe zugenommen, teilte das Finanzministerium mit.

Bei den Ausfuhren trifft Japans exportabhängige Wirtschaft vor allem der starke Yen. Bei Fahrzeugexporten musste das Land einen starken Rückgang um 10,6 Prozent auf 8,2 Billionen Yen verbuchen. Autobauer wie Toyota hatten stark mit den Folgen des Erdbebens zu kämpfen, so kam es zu Produktionsausfällen. Auch der Export von Halbleitern und anderen elektronischen Bauteilen ging deutlich zurück. Die Verkäufe nach Asien - mit 56 Prozent Exportanteil der größte Markt für japanische Produkte - sanken um 3 Prozent auf 36,7 Billionen Yen. Exporte in die USA sanken ebenfalls um 3,4 Prozent, Richtung Europa stiegen die Ausfuhren dagegen um 0,1 Prozent.

Im Dezember fielen die Exporte den dritten Monat in Folge - 8 Prozent büßte das Land gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr ein. Damit verbuchte Japan ein Defizit von 205 Milliarden Yen, wie das Ministerium mitteilte. Es sei das dritte monatliche Defizit in Folge. Die Importe stiegen dagegen um 8,1 Prozent.

Experten der japanischen Zentralbank hatten sich am Dienstag dennoch vorsichtig optimistisch gezeigt: Für die erste Hälfte des am 1. April beginnenden Fiskaljahres 2012/2013 werde Japan schrittweise wieder auf den Erholungspfad zurückkehren. Die Währungshüter rechnen mit einem Wirtschaftswachstum von 2,0 Prozent - im Oktober waren sie jedoch noch von 2,2 Prozent ausgegangen.