Spanien: Einkaufen ohne Ende
Die Regierung in Madrid verlängert die Ladenöffnungszeiten — und hofft, dass Touristen und Einheimische mehr shoppen.
Madrid. Spanien will es vor allem den Touristen beim Einkaufen leichter machen: Die Regierung hat beschlossen, die Ladenöffnungszeiten zu verlängern, und die Zahl der Sonntage, an denen die Geschäfte öffnen dürfen, zu erhöhen. Damit gibt es für Geschäfte bis 300 Quadratmetern gar keine Öffnungsbeschränkungen mehr — auch nicht an Sonn- und Feiertagen. Die größeren Einkaufsflächen dürfen von Montag bis Samstag jeweils bis zu 15 Stunden öffnen — etwa von neun Uhr morgens bis Mitternacht. Geöffnete Geschäfte zwischen 14 und 16 Uhr — zur Siesta-Zeit — sind demnach kein Tabu mehr. Zudem können Supermärkte und Kaufhäuser an mindestens zehn Sonn- und Feiertagen im Jahr — statt acht — öffnen.
Die Regionen können die Zahl der Einkaufssonntage noch ausdehnen, was ausgiebig genutzt wird. Daher sind die meisten Shopping-Meilen wenigstens am ersten Sonntag im Monat offen. Das lohnt sich: Am Wochenende spaziert mindestens jeder vierte Spanier durch die Einkaufsparadiese. Diese verdienen am Samstag und Sonntag mehr als von Montag bis Freitag. „Nach dem Samstag ist der Sonntag der umsatzstärkste Tag“, heißt es.
Spaniens Regierung, welche gegen die tiefe Wirtschaftskrise kämpft, will mit der Lockerung den Umsatz ankurbeln und Stellen schaffen. Die Gewerkschaften hingegen laufen Sturm gegen die Pläne. Ihr Argument: „Wir brauchen keine längeren Geschäftszeiten, der Konsum wird nicht wachsen, sondern nur anders über die Woche verteilt.“
„Das neue Gesetz bedroht die kleinen Läden“, sagt Salvador Bellido, Chef des Einzelhandelsverbandes in Madrid. Die Liberalisierung nütze den großen Einkaufsflächen, welche den Einzelhandel an die Wand drückten. In Madrid mussten daher bereits „tausende Geschäfte “ zumachen, berichtet Bellido. Die Lockerung der Öffnungszeiten werde den Kaufleuten „den Rest geben“.
In der Tat sieht man allerorten in Spanien immer mehr leere Ladenlokale. Erst recht in der Region Madrid, wo der Ladenschluss nicht nur für die Kleinhändler, sondern auch für die Einkaufszentren abgeschafft wurde. Völlige Öffnungsfreiheit für große Läden soll es zudem in allen Touristenhochburgen mit mehr als 200 000 Einwohnern geben: In Städten wie Barcelona, Palma de Mallorca, Las Palmas de Gran Canaria, Santa Cruz de Tenerife oder Malaga wird die Einkaufsfreiheit ziemlich grenzenlos sein.