Spanische Justiz ermittelt gegen Ex-IWF-Chef Rato
Madrid (dpa) - Wegen der Krise um die marode Madrider Großbank Bankia hat die spanische Justiz Ermittlungen gegen den früheren Generaldirektor des Weltwährungsfonds (IWF), Rodrigo Rato, eingeleitet.
Der Nationale Gerichtshof ließ am Mittwoch in der spanischen Hauptstadt ein Klagegesuch gegen Rato und 32 weitere Ex-Mitglieder des Verwaltungsrats von Bankia zu. Die marode Großbank benötigt zu ihrer Sanierung vom Staat eine Kapitalzufuhr von 23,5 Milliarden Euro. Rato hatte von Januar 2010 bis Mai 2012 an der Spitze des Geldhauses gestanden und die Bank an die Börse gebracht.
Das Klagegesuch war von der Partei UPyD (Union für Fortschritt und Demokratie) eingereicht und von der Staatsanwaltschaft für Korruptionsvergehen unterstützt worden. Die Kläger betrachten den Börsengang von Bankia als einen „massiven Betrug“ an Kleinanlegern. Die Aktien verloren in knapp einem Jahr 75 Prozent ihres Werts. Das viertgrößte Geldhaus, das aus einem Zusammenschluss mehrerer Sparkassen um die Caja Madrid hervorgegangen war, steht im Mittelpunkt der spanischen Bankenkrise. Es hat eine Vielzahl „fauler“ Immobilienkredite in seinen Bilanzen.
Der Ermittlungsrichter Fernando Andreu lud Rato und andere Beschuldigte zu Vernehmungen vor. Er ließ zunächst offen, welche Vergehen den Verdächtigen konkret zur Last gelegt werden. Die Kläger werfen den früheren Bankia-Managern unter anderem Betrug, Unterschlagung und Bilanzenfälschung vor.
Rato hatte lange Zeit als die wirtschaftspolitische Koryphäe der regierenden Volkspartei von Ministerpräsident Mariano Rajoy gegolten. Er war von 1996 bis 2004 spanischer Wirtschafts- und Finanzminister und von 2004 bis 2007 - als Nachfolger von Horst Köhler - Generaldirektor des IWF.