Spezialchemiekonzern Lanxess auf Talfahrt
Köln (dpa) - Der Spezialchemiekonzern Lanxess ist nach Jahren rasanten Wachstums Opfer seines eigenen Expansionstempos geworden.
Durch die Überkapazitäten am Markt und außerplanmäßige Abschreibungen im vierten Quartal rutschte das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr mit rund 160 Millionen Euro tief in die roten Zahlen.
2012 hatte der Konzern unter dem Strich noch gut eine halbe Milliarde Euro verdient. Für die Aktionäre soll sich die Dividende im Vergleich zum Vorjahr auf einen Betrag von 0,50 Euro je Aktie halbieren, teilte Lanxess am Mittwoch mit.
Nach ersten vorläufigen Ergebnissen lag auch der Umsatz mit 8,3 Milliarden Euro rund 5 Prozent im Minus. An der Börse büßte die Notierung der Aktie in der Spitze um 6,7 Prozent ein. Im weiteren Tagesverlauf reduzierten sich die Verluste, doch Lanxess blieb bis zum Nachmittag der Tagesverlierer im DAX.
Das veränderte Wettbewerbsumfeld habe außerplanmäßige Abschreibungen nötig gemacht, hieß es zur Begründung. Die Sonderabschreibung im vierten Quartal bezifferte das Unternehmen auf 257 Millionen Euro, die aber nicht zahlungswirksam seien.
Erst vor wenigen Wochen hatte sich Lanxess überraschend von seinem langjährigen Vorstandschef Axel Heitmann getrennt. Hintergrund sollen unterschiedliche Vorstellungen über die strategische Ausrichtung des Unternehmens gewesen sein. Das Unternehmen war 2004 aus einer Abspaltung der Chemiesparte vom Bayer-Konzern entstanden und wurde an die Börse (MDAX) gebracht.
Spätestens Mitte Mai soll Mathias Zachert bei Lanxess das Ruder übernehmen. Der Manager war bereits früher als Finanzchef für das Unternehmen tätig und steht derzeit in der gleichen Position noch beim Pharmaunternehmen Merck unter Vertrag.
Aktionärsschützer forderten unterdessen einen rigiden Sparkurs, um das Unternehmen aus der Krise zu führen. „Ich rechne damit, dass es zu massiven Kosteneinsparungen in den betroffenen Bereichen kommen wird“, sagte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jella Benner-Heinacher, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Die bisherigen Kosteneinsparungen reichten vermutlich nicht aus.
Wichtigste Sparte bei Lanxess ist die Produktion von Kunststoffen und Kautschuken besonders für die Auto- und Reifenindustrie. In diesem Bereich hatte Lanxess in den vergangenen Jahren seine Kapazitäten mit Investitionen in Milliardenhöhe unter anderem in Asien, aber auch in Europa massiv ausgeweitet. Die weltweite Absatzkrise in der Automobilbranche setzte auch dem Kölner Unternehmen stark zu.
Ex-Vorstandschef Heitmann hatte aus diesem Grund schon im vergangenen Jahr seine Prognosen deutlich nach unten korrigiert. Im Herbst kündigte er außerdem ein umfangreiches Sparprogramm mit dem Abbau von rund 1000 Stellen bis Ende 2015 an. Weltweit beschäftigt Lanxess 17 500 Menschen.