Staatspräsident: Portugals Bankensystem ist stabil und solide
Lissabon/Seoul (dpa) - Portugals Bankensystem ist nach Worten von Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva stabil und solide.
Die Zentralbank habe erfolgreich dafür gesorgt, die kriselnde Großbank BES (Banco Espírito Santo) von den Problemen in der Unternehmensgruppe GES ihrer Gründerfamilie abzuschirmen, sagte der Staatschef am Montag am Rande eines Südkorea-Besuchs in Seoul.
Die Portugiesen könnten der Bank BES vertrauen. „Das Geldhaus hat mehr als genügend Kapitalreserven, um selbst in der ungünstigsten Lage mögliche Einbußen aufzufangen“, betonte Cavaco Silva nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Lusa.
„Die Schwierigkeiten der GES-Gruppe werden Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, aber diese sehe ich nicht im Bereich der Banken.“
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sieht zwar Probleme bei der Großbank BES, „die Ansteckungsgefahr ist aber viel geringer“, sagte er in einem Interview des „Handelsblatt“ (Montag) zur Entwicklung in Europa. Der europäische Finanzsektor sei viel weniger risikobehaftet als vor der Finanzkrise, die Banken hätten eine Menge zusätzliches Kapital erhoben und auch die Bankenunion sei ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Ein Teil der GES-Gruppe, die mit 20 Prozent Hauptaktionär der Großbank BES ist, hatte am Wochenende in Luxemburg Insolvenz angemeldet. BES ist die wichtigste private Geschäftsbank in Portugal. Auf Druck der Zentralbank wurde kürzlich die Führung der BES ausgewechselt. Ihr gehört nun kein Mitglied der Gründerfamilie Espírito Santo mehr an.
„Die Zentralbank und ihr Gouverneur (Carlos Costa) agierten in dieser Sache äußerst korrekt“, meinte der Staatspräsident. Der Zentralbankchef will offensichtlich nun auch erreichen, dass der Kapitalanteil der Gründerfamilie an der BES verringert wird. Ende voriger Woche plädierte er im Parlament für eine „neue Aktionärsstruktur“ bei der Bank.
Es gebe Anleger, die im Falle einer Kapitalerweiterung bereit seien, BES-Anteile zu übernehmen, sagte Costa. Nach Informationen der Wirtschaftszeitung „Diário Económico“ sollen die brasilianische Bank Bradesco und die spanische Gruppe Santander Interesse signalisiert haben.
Die Großbank BES kündigte am Montag an, die Beraterdienste eines international renommierten Geldinstituts in Anspruch zu nehmen. Dies solle dazu beitragen, die vorhandenen Möglichkeiten besser zu nutzen. Der Name des Instituts wurde zunächst nicht genannt.