Statikprobleme am BER beeinflussen Eröffnung 2017 nicht
Potsdam/Schönefeld (dpa) - Nach dem Baustopp am neuen Berliner Hauptstadtflughafen BER bemüht sich erstmals einer der Bauherren, Zweifel am Eröffnungstermin im zweiten Halbjahr 2017 zu zerstreuen.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass der Eröffnungstermin gehalten wird“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) in einer Regierungserklärung in Potsdam. Die Flughafengesellschaft zog unterdessen personelle Konsequenzen und berief den Ingenieur Frank Röbbelen zum neuen Modulleiter für den Terminalbau; er war im vergangenen Jahr zum Flughafen gekommen.
„Es ist keine Frage, dass wir derzeit in einer schwierigen Projektphase sind“, sagte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld. Er betonte, die vorhanden statischen Nachweise seien weiter gültig, es bestehe keine Einsturzgefahr. Neue Berechnungen sollen dem Vernehmen nach bis zur Aufsichtsratssitzung am Freitag vorliegen.
In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass in die Terminaldecke vor Jahren deutlich schwerere Rauchgasventilatoren eingebaut wurden als ursprünglich geplant. Am Montag ordnete die Bauaufsicht einen Baustopp unter dem Terminaldach an.
Aus Sicht der Kritiker des Projekts ist nun auch der fünfte Eröffnungstermin für den drittgrößten deutschen Flughafen hinfällig. Schon zuvor war der Zeitplan unter Druck geraten, weil der Gebäudetechnikausrüster Imtech insolvent ist. Ursprünglich sollte der Flughafen vor knapp vier Jahren in Betrieb gehen.
An diesem Freitag berät der Aufsichtsrat über die Probleme. In dem Gremium sind die Flughafen-Eigentümer Bund, Berlin und Brandenburg vertreten. Woidke, der selbst nicht im Aufsichtsrat sitzt, warnte im Landtag in Potsdam davor, den Eröffnungstermin um jeden Preis durchzusetzen. „Ich bin auch fest davon überzeugt, dass politischer Druck auf einen Eröffnungstermin falsch ist.“ Zu knappe Zeitpläne hatte neben Baupfusch, Planungsfehlern und Technikproblemen zu den Terminabsagen der Vergangenheit geführt.
„Ich bin mir sicher, dass wir auch künftig auf Vorgänge aus der Vergangenheit stoßen, die auf den ersten Blick unfassbar erscheinen“, sagte Mühlenfeld. „Wir müssen die Fehler der Vergangenheit ans Tageslicht holen.“ Er sprach von baulichen und planerischen Fehlern sowie von persönlichen Verfehlungen Einzelner.
Erst am Montag hat sich das Unternehmen von einem Teilprojektleiter getrennt, der überhöhte Rechnungen von Siemens durchgewunken haben soll. Es geht um verdächtige Rechnungen aus den Jahren 2013 und 2014 über insgesamt 1,9 Millionen Euro. Beide Unternehmen hatten im August Anzeige wegen Abrechnungsbetrugs erstattet, nachdem dies bei der Rechnungsprüfung aufgefallen war. Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt. Die Anklagebehörde ermittelt auch wegen des Terminaldachs.