Strafzins für Banken jetzt auch in Japan

Tokio (dpa) - Auch in Japan sollen Strafgebühren für Banken helfen, die schwächelnde Wirtschaft anzukurbeln. Die Zentralbank in Tokio beschloss überraschend die Einführung eines Negativzinses.

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Sein Ziel ist es, Geschäftsbanken - ähnlich wie bereits in der Eurozone - davon abzuhalten, große Mengen an Geld bei der Notenbank zu parken, anstatt sie als Kredite für Investitionen an die Unternehmen zu vergeben.

Wie die Bank of Japan (BoJ) am Freitag nach dem Abschluss zweitägiger Beratungen bekanntgab, wird künftig ein Zins von -0,1 Prozent auf bestimmte Geschäftsbanken-Einlagen erhoben. Seit 2014 fährt auch die Europäische Zentralbank (EZB) eine solche Strategie, im Euroraum liegt der negative Einlagezins derzeit bei -0,3 Prozent.

Man werde die Zinsen noch weiter in den Minusbereich senken, sollte dies notwendig sein, erklärten die Zentralbanker der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt. Die Entscheidung wurde knapp mit 5 zu 4 Stimmen gefällt. Manche Ökonomen zweifeln indes an der Wirkung: Ohne Strukturreformen werde Japans Wirtschaft nicht auf die Beine kommen.

Neben der oft als zu schleppend kritisierten Kreditvergabe ist die geringe Inflation auch für Japan ein Problem. Die BoJ beschloss, die Geldmenge unverändert um 80 Billionen Yen (rund 617 Mrd Euro) pro Jahr auszuweiten - dies soll die Teuerung anheizen. Gelingt das auf Dauer nicht, könnten Verbraucher und Firmen in Erwartung weiter sinkender Preise Käufe und Investitionen immer mehr verschieben. Dann könnte der gesamten Wirtschaft eine Abwärtsspirale drohen.

Die Tokioter Börse zog in Reaktion auf die Entscheidungen der Notenbank kräftig an. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte kletterte um 476,85 Punkte oder 2,80 Prozent auf den Stand von 17 518,30 Zählern, während der japanische Yen im Vergleich zu anderen Währungen deutlich nachgab. Auch die Frankfurter Börse legte zu.

Die Notenbanker in Japan kämpfen darum, nach fast zwei Jahrzehnten stetig fallender Preise ein Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen. Doch das gestaltet sich nicht zuletzt wegen des rasanten Ölpreisverfalls schwierig. Nun verschob die BoJ das Ziel abermals nach hinten; sie peilt die 2 Prozent Teuerungsrate für die erste Hälfte des Haushaltsjahres 2017/2018 an, das am 1. April beginnt. Für das nächste Fiskaljahr geht man jetzt von 0,8 Prozent Inflation aus. Im Oktober lag die Erwartung hier noch bei 1,4 Prozent.

Am Finanzmarkt war der Druck auf die Notenbank zuletzt gewachsen, die geldpolitischen Zügel wegen der Flaute beim größten Handelspartner China sowie des geringen Preisanstiegs im Inland abermals zu lockern. Die Geldschwemme ist neben schuldenfinanzierten Konjunkturspritzen tragender Pfeiler der „Abenomics“ genannten Wirtschaftspolitik von Ministerpräsident Shinzo Abe. Daneben hatte Abe auch Strukturreformen zugesagt - doch gerade daran mangelt es nach Meinung von Ökonomen.

Das Problem sei nicht, dass die Banken nicht willens seien, Kredite zu vergeben, meinte Martin Schulz, Ökonom beim Fujitsu Research Institute. Vielmehr sähen Firmen keinen Grund, stärker zu investieren und dafür Darlehen aufzunehmen. Daran änderten auch Negativzinsen nichts. Experten der Landesbank Baden-Württemberg schätzten dies ähnlich ein: „Es ist kaum zu erkennen, dass japanische Banken ihre Kreditvergabe wegen einer minimalen Zinsänderung ausweiten werden.“

Derweil hat die BoJ ihre Wachstumsprognose für das noch bis zum 31. März 2016 laufende Steuerjahr auf 1,1 Prozent von zuvor 1,2 Prozent abgesenkt. Im folgenden Jahr dürfte die Wirtschaft nach Einschätzung der Notenbanker dann um 1,5 Prozent statt 1,4 Prozent wachsen. Die japanische Industrieproduktion fiel im Dezember erneut stärker als erwartet: Sie sank um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat.