Streikauswirkungen bei der Bahn sind „Geschichte“
Berlin (dpa) - Ein paar Tage hat es nach dem vorzeitigen Ende des Lokführerstreiks gebraucht - bis zum Ende des Pfingstwochenendes hat sich im Zugverkehr der Deutschen Bahn aber alles wieder normalisiert.
Allerdings droht bereits der nächste Streik, sollte sich die Bahn bei Tarifverhandlungen am Mittwoch nicht mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) einigen können. „Es wird Arbeitskämpfe geben, wenn es zu keinem Abschluss kommt“, sagte ein EVG-Sprecher am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
EVG und Bahn hatten ihre zwölfte Verhandlungsrunde nach stundenlangen Verhandlungen am frühen Freitagmorgen in Berlin vertagt. Es seien Fortschritte erzielt worden, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. Aber: „Wir haben um halb fünf festgestellt, dass wir Zeit zum Luftholen benötigen und doch noch viele, auch schwierige Fragen anstehen.“
Die Kernforderung seien sechs Prozent mehr Geld und 150 Euro als „soziale Komponente“ sowie eine begrenzte Laufzeit, sagte EVG-Chef Alexander Kirchner am Freitag im ARD-„Morgenmagazin“. Diese Punkte hätten bisher nicht geklärt werden können.
„Wir waren auf einem relativ guten Weg, aber es hat an dem letzten Ruck gefehlt“, erzählte der EVG-Sprecher. Es werde nicht gestreikt, solange verhandelt werde. Wenn es am Mittwoch keine Einigung gebe, werde allerdings nicht mehr verhandelt. „Dann wäre ein Warnstreik unausweichlich“, sagte er. Die Bahn wollte sich am Montag auf Nachfrage nicht zu den Verhandlungen am Mittwoch äußern.
Ebenfalls am Mittwoch soll das Schlichtungsverfahren zwischen der Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) beginnen. Auf die Schlichtung im Tarifkonflikt hatten sich beide Seiten geeinigt und damit den bereits neunten Streik der GDL am vergangenen Donnerstagabend beendet.
„Die Streikauswirkungen sind Geschichte“, hatte eine Sprecherin der Bahn am Sonntag berichtet. Allerdings waren erst am Montag die letzten Einschränkungen im Nahverkehr in Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie bei den S-Bahnen Rhein-Main und Nürnberg beseitigt, wie eine Nachfrage bei der Bahn ergab. Früher als erwartet lief hingegen im Güterverkehr bereits am Sonntag alles wieder normal. Tags zuvor hatte die Bahn noch mitgeteilt, dort werde die „Auflösung des Rückstaus“ voraussichtlich bis Dienstag andauern. Bereits am Samstag fuhren die Züge im Fernverkehr wieder nach Plan.
Geht es nach Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), darf es auf absehbare Zeit keinen neuen Streik der GDL geben. „Wer in einen Schlichtungsprozess einsteigt, muss wissen, dass er damit eine Verpflichtung zum Kompromiss eingeht“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Aufgabe der Schlichter ist es, ein Ergebnis zu finden, das langfristig trägt. Streiks sollten danach für lange Zeit der Vergangenheit angehören.“
Unterdessen beeinflussen die zahlreichen Streiks bei der Deutschen Bahn einer Umfrage zufolge das Kaufverhalten eines Teils der Deutschen. Für gut ein Fünftel (22 Prozent) haben die Ausstände Auswirkungen auf ihre langfristige Kaufentscheidung für ein Auto oder Fahrrad. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Gut zwei Drittel (69 Prozent) lassen sich allerdings nicht beeinflussen.
Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) gibt der GDL die Schuld an den Streiks. Lediglich 12 Prozent sehen die Bahn in der alleinigen Verantwortung, für ein Drittel (33 Prozent) sind beide Seiten gleichermaßen Schuld.