Stromfresser Haushaltsgerät: Herstellerangaben in der Kritik

Berlin (dpa) - Umweltfreundlich und sparsam sollen die modernen Haushaltsgeräte sein - und so auch den Geldbeutel schonen.

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Doch nach einer Untersuchung der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) stehen die Hersteller in der Kritik: Fast jedes fünfte getestete Produkt - vom Wasserkocher bis zum Fernseher - verbraucht mehr Energie, als auf der Verpackung angegeben ist.

Welche Geräte sind betroffen?

Von der Waschmaschine über das Babyphone bis zur elektrischen Zahnbürste: Viele Haushaltsgeräte verbrauchen offenbar mehr Strom als die Hersteller angeben - und verursachen so nach Berechnungen von Verbraucherschützern europaweit Zusatzkosten von mehr als 10 Milliarden Euro im Jahr. Dabei trug etwa ein getesteter Geschirrspüler mit 24 Euro pro Jahr zu der höheren Stromrechnung bei. Das Gerät erreichte zwar die Energiestandards (A+). Im Test musste allerdings ein zweiter Spülgang eingelegt werden, bis alle Teller sauber waren - und die Stromrechnung wurde höher. Ein Wäschetrockner ließ sich entgegen der Angaben nicht abschalten, sondern nur in den Standby-Modus bringen und verbrauchte dadurch mehr Strom.

Wie kann man Stromfresser im Haushalt erkennen?

Kaum. „Eigentlich sollten sich nicht die Verbraucher darum kümmern, sondern sie sollten den Angaben vertrauen können“, sagt Johanna Kardel vom vzbv. Sie empfiehlt, sich an Ergebnissen unabhängiger Untersuchungen zu orientieren. Bereits in Gebrauch befindliche Produkte könnten in einzelnen Bereichen von den Herstellern nachjustiert werden: Bei Digitalradios etwa habe es einzelne Updates gegeben, woraufhin weniger Strom verbraucht wurde. Das ist jedoch nicht bei jedem betroffenen Produkt möglich.

Warum halten sich die Hersteller nicht an die Richtlinien?

Generell dürfen in der EU nur Geräte verkauft werden, die die EU-Vorschriften beim Verbrauch erfüllen. Für die Richtigkeit der Angaben sind aber die Hersteller selbst verantwortlich. Eine EU-Überprüfungsstelle gibt es nicht. In einigen EU-Ländern werden die Geräte nach vzbv-Angaben gar nicht oder nur mangelhaft untersucht. Eine neue EU-Vorschrift sieht nun vor, umweltgerechte Mindeststandards für die Produkte festzulegen. Kennzeichnungen zwischen der besten Note A und der schlechtesten Beurteilung G sollen den Energieverbrauch zudem transparent machen.

Wie reagieren die Hersteller?

Verhalten. Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) verwies darauf, dass die Anbringung der richtigen Kennzeichnung im Handel im Wesentlichen überprüft werde. „Grundsätzlich setzt sich der ZVEI für eine starke Marktüberwachung ein“, sagte eine Sprecherin. Die veröffentlichten Produkttests beinhalteten jedoch nicht die aktuellsten Geräte. „Aus diesen lassen sich keine neuen Aussagen zur Richtigkeit der Energieverbrauchskennzeichnung ableiten.“

Wie lauten die Forderungen nach der Veröffentlichung der Ergebnisse?

Erst kürzlich musste sich die Industrie Vorwürfe anhören, Geräte mit hohem Verschleiß zu produzieren. Daraufhin forderte das Umweltbundesamt, eine Mindesthaltbarkeit für die Produkte einzuführen. Auch im Fall falscher Herstellerangaben fordert etwa die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, Bärbel Höhn (Grüne), eine Änderung der Zulassungsverfahren. Diese sollten nicht auf Herstellerangaben beruhen, sondern von unabhängigen Prüfstellen durchgeführt werden.