Teenager-Leben im Minus

1,8 Millionen junge Menschen waren im vergangenen Jahr hoch verschuldet.

Berlin. Die Mahnungen machen viele Jugendliche schon gar nicht mehr auf. Irgendwann stapeln sich die Rechnungen aus Frust und Hilflosigkeit nur noch im Schrank. Mit jeder Unterschrift reiten sich etliche Teenager tiefer rein — in ein Leben im Minus. Der Schuldenberg wächst, bis bereits 20-Jährige mit Zehntausenden Euro in der Kreide stehen.

Mehr als 1,77 Millionen junge Leute unter 30 waren der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zufolge im vergangenen Jahr hoch verschuldet. Und die Zahlen steigen. Mittlerweile ist fast ein Drittel aller Schuldner jünger als 30 Jahre. Besonders bei den 18- bis 20-Jährigen, die erstmals Verträge abschließen dürfen, locken Handys, Fitnessstudio-Abos und der schnelle Kauf im Internet. Die so entstandenen Schulden schleppen sie jahrelang mit. „Viele haben ein völlig verschobenes Verständnis davon, was das Leben eigentlich kostet“, sagt die Vizepräsidentin des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen, Marion Kremer. Die Jugendlichen leisteten sich zu viel.

Oft tappten Auszubildende in die Schuldenfalle, sagt René Lercher von KriSta, einem Beratungsprojekt für verschuldete Jugendliche. Erst fange es mit teuren Handyverträgen an. „Da muss es dann gleich das iPhone sein.“

Dem Überschuldungsreport des Instituts für Finanzdienstleistungen zufolge stehen verschuldete Jugendliche unter 25 Jahren im Schnitt mit 8244 Euro in der Kreide. Doch die Verlockungen des Teenager-Lebens sind nicht der einzige Grund für die Pleite. „Leider imitieren die Jugendlichen das Verhalten ihrer Eltern“, hat Stephanie Schmid vom Münchner Jugendverschuldungs-Projekt „Schulschwein“ beobachtet. Leben die Eltern den Konsum auf Pump vor, wird Schuldenmachen für die Kinder normal.

Prävention muss schon in der Grundschule einsetzen, wo der Gruppenzwang das erste Mal zuschlägt, betont Diana Bartl vom „Schulschwein“-Projekt. Denn schon im Grundschul-Alter gilt: Wer cool sein will, braucht das neueste Spielzeug und die richtigen Turnschuhe. Wichtig sei, dass Kinder gerade in diesem Alter lernten, auch mal pleite zu sein. Und, dass sie sich dann nichts borgen dürfen.