Teldafax durch Kundenakquise in die Pleite

Köln (dpa) - Auf der Jagd nach frischem Geld zum Stopfen von Finanzlöchern hat sich der Billigstromanbieter Teldafax selbst in die Pleite getrieben.

„Der Grund für die Insolvenz ist einfach, es kam nicht darauf an, ob man Gewinn oder Verlust macht, sondern es ging darum, möglichste viele neue Kunden zu gewinnen“, betonte der Insolvenzverwalter Biner Bähr am Dienstag bei der Gläubigerversammlung von Teldafax in Köln, zu der nur rund 100 Gläubiger kamen. Dabei wollte Bähr nicht ausschließen, dass sich die gesamten Schulden am Ende des Verfahrens auf eine halbe Milliarde Euro belaufen könnten - bei einem Vermögen von derzeit rund 7 Millionen Euro.

Doch dieser Betrag wird sich zur Erleichterung der rund 700 000 Gläubiger nach Ansicht von Bähr mit der Durchsetzung von Haftungsansprüchen noch erhöhen lassen. Dabei müssen sich auch die deutschen Steuerbehörden und möglicherweise auch der Fußball-Bundesligaclub Bayer Leverkusen und Internetvergleichsportale auf Forderungen nach Rückzahlung einstellen, wenn sie nachweislich von den Zahlungsschwierigkeiten wussten.

Vom Hauptzollamt Köln, das für den Einzug der Energiesteuer zuständig ist, will Bähr eine weiterer Tranche vereinnahmter Strom- und Gassteuer zurückfordern. Über die Höhe machte er keine Angaben. Insgesamt soll sich die strittige Steuersumme auf ein Volumen von 140 Millionen Euro belaufen. Das Hauptzollamt, das zuständig ist für die Einziehung der Energiesteuer, hatte bereits 4 Millionen Euro an Teldafax zurücküberwiesen. Diese Rückzahlung trug im wesentlichen dazu bei, dass bei dem Unternehmen überhaupt noch ein nennenswertes Vermögen vorhanden ist. Bähr sprach von rund 7 Millionen Euro.

Mit der Durchsetzung von weiteren Haftungsansprüchen werde sich der Betrag noch erhöhen, zeigte sich Bähr zuversichtlich. So erwägt Bähr für Teile der Summen, die Bayer Leverkusen von Teldafax für Trikotsponsoring erhalten hatte, ebenfalls Rückforderungen. Bei dem Club lag am Dienstag nach Angaben eines Sprechers noch kein entsprechendes Schreiben vor.

Nach weiteren Angaben von Bähr zeichneten sich die finanziellen Probleme von Teldafax bereits 2008 ab. Ein Jahr später sei das Unternehmen nach seinen Ermittlungen „insolvenzreif“ gewesen, erklärte er. Aufrechterhalten wurden die Geschäfte in den folgenden Jahren nur durch fortlaufende Vorauszahlungen von Kunden. Bähr: „Hier haben Leute versucht, mit dem Unternehmen Geld zu verdienen auf Kosten anderer“.

Noch im Herbst vergangenen Jahres versprach der damalige Vorstandschef schwarze Zahlen für 2011. Dabei baute er vor allem auf frisches Geld von Investoren. Das Geld kam, reichte aber nicht aus. Der Ruf des Unternehmens war dahin. Anfang 2011 sei Teldafax endgültig kollabiert, als die letzten Banken Lastschriftvereinbarungen kündigten. Im Juni 2011 meldete der Discounter Insolvenz an.

Es waren weit weniger Menschen der Einladung des Insolvenzverwalters nach Köln gefolgt als erwartet. Im Staatenhaus im Rheinpark hatte das Amtsgericht Bonn als Veranstalter mehrere Räume reserviert - doch die meisten Stühle blieben leer. Am späteren Nachmittag war eine weitere Gläubigerversammlung einer Teldafax-Tochtergesellschaft geplant. Mit einem Abschluss des Insolvenzverfahrens rechnet Bähr nicht vor 2017.