Telekom oder Sky - wer erhält die Fußball-TV-Rechte?

Bonn (dpa) - Bei der Auktion der TV-Bundesligarechte fallen in diesen Tagen die Würfel. Die spannendste Frage: Kann die Telekom dem Platzhirschen Sky die TV-Live-Berichterstattung abjagen?

In der Bonner Konzernzentrale der Deutschen Telekom gibt man sich betont gelassen. „Wir sind mit einem guten Angebot vertreten“, verbreitet ein Sprecher des Unternehmens Zuversicht. Der größte europäische Telekommunikationskonzern schickt sich an, künftig bei der Live-Übertragung der Fußball-Bundesliga im Pay-TV die Rolle des Spielführers zu übernehmen. Aber der Wettstreit könnte auch anders ausgehen, wenn sich die Deutsche Fußball Liga DFL bei der milliardenschweren Auktion für den derzeitigen Rechteinhaber Sky Deutschland und damit für eine Fortsetzung der Partnerschaft entscheidet.

Nach zwei nicht öffentlichen Bieterrunden soll am 17. April auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der DFL die Entscheidung darüber fallen, wer ab der Saison 2013/14 bis 2016/17 über die Spiele live und in Zusammenfassungen im Fernsehen, Internet und mobil berichten darf.

Für Millionen von Fußballfans ändert sich in diesem und bis Mitte kommenden Jahres erst einmal nichts. Sollte die Telekom die begehrten Rechte erhalten, könnte es danach aber zu Änderungen kommen: Live-Berichte im Bezahlfernsehen soll es dann nicht mehr exklusiv bei einem Anbieter geben. Und da Wettbewerb immer gut ist für den Verbraucher, könnten sogar die Abo-Preise fallen.

Schenkt man den Ankündigungen des Bonner Konzerns Glauben, sollen unter der Ägide der Telekom die Live-Spiele über mehrere Verbreitungswege in die Haushalte gebracht werden. Dabei will die Telekom nur die Rolle eines „Großhändlers“ übernehmen, beteuert das Unternehmen. Die erworbenen Rechte würden an ein Unternehmen mit Sendelizenz weitergegeben werden, der als Produzent auftritt. Dieser werde die Bundesliga in Eigenregie produzieren und die Telekom dieses Produkt allen Interessenten zum Kauf andienen.

Damit werde die Telekom „Fußball für alle“ bieten und ein Monopolprodukt aus der Nische holen, heißt es in Bonn. Diese Idee findet selbst die Monopolkommission gut - aus Wettbewerbssicht, nicht medienrechtlich. Der Markt für TV-Rechte sei ohnehin hoffnungslos verzerrt, sagte der Vorsitzende der Kommission, Justus Haucap, vor wenigen Tagen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Mir ist es lieber, die teilstaatlichen Unternehmen nehmen am Wettbewerb teil, als dass wir auf den Wettbewerb verzichten.“

Die Rolle der Telekom in dem Rechte-Poker ist aber umstritten. Dass sich das Unternehmen ausgerechnet bei den Bundesligarechten stärker engagieren will und so den Preis hochtreibt, kommt bei den Mitbietern nicht gut an. Konzernchef René Obermann denkt aber an das eigene Geschäft und will vor allem sein Entertainment-Programm aufhübschen und Kunden gewinnen. Wie viel er dafür auf den Tisch legen will, ist ein streng gehütetes Geheimnis.

Ein Unternehmen, das keine Lizenz besitzt und mit gut 30 Prozent auch noch staatlich beeinflusst ist, dürfe an der Auktion gar nicht teilnehmen, kritisieren dagegen Medienrechtler. Es gelte das Prinzip der Staatsferne. Die Telekom müsse sich an Spielregeln halten. Und Medienwächter kündigten an, die Rolle des Unternehmens genauer unter die Lupe zu nehmen, sollten die Bonner mehr Fußballrechte erhalten als die bisherigen Rechte für IPTV und den Mobilfunk.

Tatsächlich hat Sky bei der Auktion eine Menge zu verlieren. Die exklusiven Übertragungsrechte der Fußballbundesliga sind ein Zugpferd im Programm des Unternehmens aus Unterföhring bei München. Das Störfeuer aus Bonn macht zudem die Börsianer nervös: Der Kurs der Sky-Aktie, die Anfang Februar wegen der optimistischen Geschäftsprognosen und des Abonnentenwachstums kräftig nach oben geschossen war, ist wieder abgebröckelt.

Sollte jetzt der Rechte-Poker mit einer Schlappe enden, können Großaktionär Rupert Murdoch und Vorstandschef Brian Sullivan ihre Pläne, mit Sky 2013 operativ die Gewinnzone zu erreichen, vorerst begraben. Schon einmal hatte der Abosender - damals unter dem Namen Premiere - den Bieterkampf um die Bundesliga-Rechte verloren: 2005 unterlag er dem Kabelnetzbetreiber Unity Media, der die Rechte für den Bundesliga-Sender Arena ersteigert hatte und die Zuschauer mit Schnäppchenpreisen lockte. Aber Arena stürzte in die roten Zahlen und verkaufte die Rechte in Sublizenz doch an Premiere.