Telekom verkauft T-Online an Werbevermarkter Ströer
Bonn/Köln (dpa) - Die Deutsche Telekom verkauft Deutschlands meistbesuchtes Webportal T-Online an den Werbevermarkter Ströer. Um die E-Mail-Adressen „@t-online.de“ werde sich weiterhin die Telekom kümmern, für die Nutzer ändere sich da nichts, betonten die Unternehmen.
Es würden auch keine Kundendaten an Ströer weitergegeben.
T-Online und der Telekom-Werbevermarkter Interactive Media werden bei dem Deal insgesamt mit 300 Millionen Euro bewertet. Ströer zahlt den Preis nicht in bar, sondern lässt die Telekom bei sich einsteigen. Die Aktien dafür will sich Ströer mit einer Kapitalerhöhung besorgen.
Ströer will mit dem Deal noch größer in das Geschäft mit Online-Werbung einsteigen. Bekannt ist das Kölner Unternehmen vor allem für die Vermarktung von Außenwerbung, also etwa auf Plakaten, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Werbebanden in Fußballstadien. Interactive Media vermarktet zum Beispiel Werbeplätze für gutefrage.net, kicker.de oder AutoScout24.
T-Online ist laut Reichweitenmessung der AGOF das größte deutsche Internetportal, vor Ebay, bild.de und Focus Online - allerdings wird zum Beispiel die Suchmaschine Google bei der Messung nicht berücksichtigt.
Ströer-Chef Udo Müller erhofft sich mit dem Deal auch Einsparungen bei den Kosten für Nachrichten. „Jetzt bekommen wir die Möglichkeit, beispielsweise Inhalte von T-Online auf unseren öffentlichen Screens zu zeigen“, sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur. „Der Deal ermöglicht uns einen weiteren Schritt, um verschiedene Kanäle miteinander zu vernetzen.“ Auf dem T-Online-Portal selbst solle es unter Ströer-Regie nicht mehr Werbung als bisher geben.
Das Bundeskartellamt muss dem Geschäft noch zustimmen. Mit der Übernahme würde Ströer zum mit Abstand größten Online-Vermarkter Deutschlands. Das Unternehmen liegt in diesem Markt laut AGOF (Arbeitsgemeinschaft Online Forschung) bereits auf Rang 1. Dahinter folgen Axel Springer Media Impact und bei der Reichweite fast gleichauf Interactive Media.
Müller zeigte sich zuversichtlich, dass die Wettbewerbshüter den Deal abnicken „Bei einem derart fragmentierten und von amerikanischen Großkonzernen dominierten deutschen Onlinewerbemarkt habe ich keine Bedenken bezüglich der Zustimmung durch das Kartellamt“, sagte er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
„T-Online.de ist mit einer Marge von 35 Prozent auch hochprofitabel“, erklärte Müller. Aufs Jahr gerechnet würden T-Online und Interactive Media mehr als 100 Millionen Euro zum Ströer-Umsatz beitragen, wie es in der Mitteilung heißt. Zum Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kämen 35 Millionen Euro dazu - Einsparungen durch die Übernahme herausgerechnet. Das Geschäft soll voraussichtlich im vierten Quartal 2015 abgeschlossen werden.
Klappt der Deal, würde die Telekom zu einem der größten Ströer-Aktionäre werden. Die Telekom werde nach dem Geschäft abhängig vom Aktienkurs voraussichtlich rund 11 bis 13 Prozent an Ströer halten. So wolle sie an möglichen Wertsteigerungen mitverdienen, sagte Telekom-Deutschlandchef Niek Jan van Damme. Erst 12 Monate nach dem Geschäft dürfte die Telekom ihre Aktien weiterverkaufen.
Die Telekom konzentriert sich derzeit auf ihr Geschäft als Netzanbieter und stößt Randgeschäfte ab. Bereits seit mehreren Monaten soll T-Online anderen Konzernen zum Verkauf angeboten worden sein - dabei tat sich die Telekom aber offenbar schwer. Dem vor allem im Digitalgeschäft wachsenden Medienkonzern Axel Springer etwa wurde Interesse nachgesagt, schlussendlich winkte Vorstandschef Mathias Döpfner aber ab.