Teurer Billigstrom — der Fall Teldafax
Am Dienstag hat das Strafverfahren gegen die Ex-Vorstände des pleitegegangenen Anbieters begonnen. Kaum Hoffnung für Kunden.
Bonn. Für drei Ex-Manager des Billigstrom-Anbieters Teldafax wird es ernst: Ein Jahr nach Anklageerhebung stehen die ehemaligen Vorstände Klaus Bath, Gernot Koch und Michael Josten vor der Wirtschaftsstrafkammer des Bonner Landgerichts. Siemüssen sich wegen der Pleite des Unternehmens verantworten. Hunderttausende Kunden, die Vorauszahlungen auf die Lieferung des vermeintlich günstigen Stroms geleistet haben, wurden geschädigt.
Es geht um Insolvenzverschleppung, gewerbsmäßigen Betrug und Bankrotthandlungen wie das nicht ordnungsgemäße Führen der Geschäftsbücher. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, droht den drei Angeklagten eine Freiheitsstrafe von mehr als fünf Jahren.
Laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft waren die Teldafax Holding sowie deren Töchter Teldafax Services und Teldafax Energy bereits Mitte 2009 zahlungsunfähig. Auch wenn zwischenzeitlich Liquidität zur Verfügung stand, habe sich an der Lage der permanenten Unterdeckung nichts geändert, so die Anklage. Trotzdem habe es der Vorstand nach Bekanntwerden der Insolvenzreife versäumt, innerhalb von drei Wochen einen Insolvenzantrag zu stellen. Dies geschah erst zwei Jahre später.
Dies lässt sich derzeit noch nicht genau sagen, denn die Höhe der Insolvenzmasse steht bisher nicht fest. Erst wenn Insolvenzverwalter Biner Bähr sie benennen kann, lassen sich mögliche Quoten festlegen, nach denen die Geschädigten bedient werden — nach Bährs Angaben sollen mehr als eine halbe Million Kunden betroffen sein. Mit einem Abschluss des Verfahrens sei nicht vor 2017 zu rechnen. Bähr versucht, die Außenstände von Teldafax einzutreiben — darunter auch Sponsorengelder für den Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen.
Im Fall eines Schuldspruchs dürfte die Aussicht steigen, Schadenersatzklagen durchsetzen zu können. Aber die Vermögenslage der Manager wird kaum ausreichen, um die Forderungen vollständig zu bedienen. Bei einem Schaden von insgesamt 500 Millionen Euro — das ist die vorläufige Schätzung des Insolvenzverwalters — werden die vielen Gläubiger vermutlich große Abstriche von ihren Forderungen machen müssen.
Mit der Öffnung der Strommärkte setzte Teldafax mit Billigangeboten auf einen schnellen Durchbruch. Die günstigen Tarife finanzierte das Unternehmen mit den Vorauszahlungen einer immer größeren Zahl von Neukunden. Verluste wurden bewusst in Kauf genommen, Strom wurde unterhalb der Einkaufspreise verkauft.