Teurer Sparkurs: Air France-KLM schreibt tiefrote Zahlen

Paris (dpa) - Der harte Sparkurs hat die Fluggesellschaft Air France-KLM noch tiefer in die roten Zahlen gerissen. Unter anderem wegen hoher Abfindungen stand im abgelaufenen Jahr unter dem Strich ein Minus von knapp 1,2 Milliarden Euro.

Im operativen Geschäft führte der Abbau von 3 300 Arbeitsplätzen hingegen zu einer leichten Verbesserung, wie der angeschlagene Lufthansa-Konkurrent am Freitag in Paris mitteilte. Der operative Verlust verringerte sich von 353 Millionen auf 300 Millionen Euro, obwohl das Unternehmen fast 900 Millionen Euro mehr für Treibstoff ausgeben musste.

Damit schnitt das französisch-niederländische Unternehmen besser ab als von Analysten erwartet. Anleger nahmen die Nachrichten positiv auf. Zum Handelsstart legte das Papier um 1,72 Prozent auf 8,47 Euro zu.

Insgesamt schlug der Konzernumbau mit 471 Millionen Euro zu Buche. Die Treibstoffrechnung wuchs um 14 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Zumindest diese Belastung konnte Air France-KLM mittels Personalkürzungen und höherer Ticketpreise auffangen. Zudem waren die Maschinen des Konzerns besser ausgelastet: Während das Flugangebot um 0,6 Prozent wuchs, legte die Zahl der Fluggäste um rund zwei Prozent auf 77,4 Millionen zu. Der Umsatz wuchs dabei um fünf Prozent auf 25,6 Milliarden Euro.

Finanzchef Philippe Calavia sieht die Geschäftspolitik des Managements im allgemeinen Konjunkturabschwung durch die Ergebnisse bestätigt. Auch 2013 will Air France-KLM daher nur vorsichtig wachsen. Für Unternehmenschef Jean-Cyril Spinetta ist das laufende Jahr entscheidend für die Rückkehr in die Gewinnzone. Die Kosten und die Schulden sollen weiter sinken. Eine Ergebnisprognose für 2013 gab das Management nicht. Der Schuldenberg soll weiter schrumpfen. Im vergangenen Jahr sanken die Nettoschulden bereits um 500 Millionen auf 6 Milliarden Euro.

Wie viele Konkurrenten in Europa versucht Air France-KLM mit einem harten Sparkurs gegen die Verluste anzusteuern. Insgesamt sollen 5 000 Stellen bei Air France und 1 300 bei der niederländischen KLM wegfallen. Ob das bis zum Jahr 2015 angelegte Sparprogramm nur die Verluste verringert oder zu einem Gewinn führt, hänge von den Treibstoffkosten und der Entwicklung der Weltwirtschaft ab, sagte Finanzchef Calavia. Außerdem setzt der Konzern auf ein neues Billigkonzept: Unter der Billigmarke „Hop!“ treten die Regionalfluglinien von Air France-KLM ab Ende März gegen Konkurrenten wie Ryanair und Easyjet an.

Mit dem radikalen Umbau steht Air France-KLM nicht alleine. Auch die Lufthansa, Air Berlin, die spanischen IAG-Tochter Iberia und die skandinavische SAS bauen ihr Geschäft um und streichen Arbeitsplätze. Insgesamt stehen bei den europäischen Fluglinien mehr als 10 000 Jobs auf der Kippe.