Thyssen-Krupp büßt Kapital ein

Konzern verbucht für die vergangenen neun Monate einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro. Grund sind die Altlasten in Übersee.

Essen. Warten auf den Befreiungsschlag: Während der kriselnde Industriekonzern Thyssen-Krupp tief in den roten Zahlen steckt, verläuft der dringend erwartete Verkauf der Stahlwerke in Übersee weiter schleppend. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2012/2013 (30.9.) fuhr der Konzern einen Verlust von 1,205 Milliarden Euro ein, wie Thyssen-Krupp am Dienstag in Essen nach Börsenschluss mitteilte. Ursache dafür waren vor allem Abschreibungen auf Fehlinvestitionen in die Stahlwerkprojekte in Übersee.

Die Eigenkapitalquote sackte um weitere 1,5 Prozentpunkte auf magere acht Prozent ab, wie das Unternehmen mitteilte. Das ist der mit Abstand schlechteste Wert aller Industrieunternehmen im Dax. Zum Stichtag 30. Juni 2013 lagen die Netto-Finanzschulden bei rund 5,3 Milliarden Euro. Durch das weiter verschlechterte Verhältnis von Schulden zum Eigenkapital seien Verhandlungen mit den Banken über eine Ausnahmeregelung notwendig geworden, da die Banken sonst einige milliardenschwere Verträge kündigen könnten, hieß es.

Konkrete Schritte für eine mögliche Kapitalerhöhung kündigte das Unternehmen am Dienstag nicht an. Konzernchef Heinrich Hiesinger hatte zuletzt einen solchen Schritt nicht ausgeschlossen. Problematisch wäre dabei jedoch, dass sich der Anteil der mächtigen Krupp-Stiftung, die mit 25,3 Prozent an dem Konzern beteiligt und damit größter Einzelaktionär ist, möglicherweise verringern könnte. Die Stiftung gilt als Bollwerk gegen mögliche Übernahmeversuche.

Ende Juli war der jahrzehntelange Chef der Krupp-Stiftung, Berthold Beitz, im Alter von 99 Jahren gestorben. Nach einem Nachfolger an der Spitze der einflussreichen Stiftung wird noch gesucht.

Bei den sich seit Mai vergangenen Jahres hinziehenden Verhandlungen über einen Verkauf der Stahlwerke in Brasilien und den USA konnte Thyssen-Krupp noch immer keinen Erfolg melden. Die Gespräche mit einem führenden Bieter seien „weit fortgeschritten“, hieß es lediglich. Ein zeitnaher Abschluss werde angestrebt. Nach Problemen bei einem der Hochöfen in Brasilien erwarteten die Bieter nun einen vollständigen Hochlauf der Anlagen. dpa