ThyssenKrupp in der Krise: 3000 Jobs fallen weg

Essen (dpa) - Der angeschlagene ThyssenKrupp-Konzern verschärft sein Sparprogramm und will 3000 Arbeitsplätze in der Verwaltung streichen.

Rund 1500 Stellen davon sollen in Deutschland wegfallen. Weltweit werde damit jeder fünfte Job in der Verwaltung des Konzerns abgebaut, teilte ThyssenKrupp am Mittwoch mit.

Auf betriebsbedingte Kündigungen soll verzichtet werden. ThyssenKrupp-Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath bezeichnete die vor dem Abschluss stehenden Verhandlungen zum Personalabbau als „hart, aber jederzeit fair und konstruktiv“.

Schwerpunkt der aktuellen Stellenstreichungen in der Verwaltung soll die Hauptverwaltung in Essen sein.

Insgesamt sollen durch das neue Programm rund 250 Millionen Euro eingespart werden. Das Programm ist Teil eines von Konzernchef Heinrich Hiesinger angekündigten Sparpakets von rund zwei Milliarden Euro bis 2015. Dazu gehören auch geplante Einsparungen von 500 Millionen Euro im europäischen Stahlgeschäft.

Beim Stahl sollen 2000 Stellen vorwiegend in Deutschland wegfallen. In der Zahl enthalten sind auch einige hundert Jobs in der Stahl-Verwaltung, so dass derzeit insgesamt etwas weniger als 5000 Stellen auf der Streichliste des Konzerns stehen. ThyssenKrupp beschäftigt derzeit weltweit gut 150 000 Mitarbeiter, davon nur noch gut ein Drittel in Deutschland.

Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2012/2013 (30.9.) hat das Unternehmen mit einem Minus von 822 Millionen Euro weiter tiefrote Zahlen geschrieben. Wesentliche Ursache seien weitere Abschreibungen auf die Stahlwerke in Übersee von 683 Millionen Euro, teilte ThyssenKrupp mit. Hinzu kamen weitere Verluste im amerikanischen Stahlgeschäft.

Im europäischen Stahlgeschäft verbuchte ThyssenKrupp im ersten Halbjahr einen Einbruch beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 85 Prozent auf 19 Millionen Euro. Im zweiten Quartal rutschte ThyssenKrupp mit einem EBIT von minus zehn Millionen Euro in seiner Traditionssparte sogar in die roten Zahlen.

Beim zweitgrößten deutsche Stahlkonzern Salzgitter stand im ersten Quartal unterm Strich ein Minus von 16,6 Millionen Euro. Auch der ThyssenKrupp-Konkurrent hat Einsparungen angekündigt.

Bei ThyssenKrupp hatten sich vor allem die seit einem Jahr zum Verkauf stehenden Übersee-Stahlwerke als Milliardengrab erwiesen. Die mit einem Gesamtaufwand von rund 12 Milliarden Euro errichteten Anlagen stehen derzeit noch mit 3,4 Milliarden Euro in den Büchern.

Man konzentriere sich weiter darauf, einen Vertragsabschluss „zeitnah“ zu erreichen, sagte Konzernchef Heinrich Hiesinger laut einer Mitteilung. ThyssenKrupp hatte zuvor angekündigt, den Verkauf bis Ende September abschließen zu wollen.

Die beiden Werke hatten bereits zuvor für milliardenschwere Abschreibungen im Konzern gesorgt. Das zurückliegende Geschäftsjahr 2011/2012 hatte ThyssenKrupp mit einem Rekordverlust von rund fünf Milliarden Euro abgeschlossen.

Angesichts der immer bedrohlicheren Finanzlage erwägt der Konzern eine Kapitalerhöhung. Ein solcher Schritt sei in den nächsten sechs bis neun Monaten nicht auszuschließen, sagte Hiesinger in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Die Eigenkapitalquote des Konzerns ist mittlerweile unter die Marke von zehn Prozent gesunken.

Das Verhältnis der Großaktionärin Krupp-Stiftung zum Konzern solle in einigen Punkten neu geregelt worden, hieß es in der Mitteilung. In diesem Zusammenhang sollen unter anderem die bestehenden Jagdpachten des Unternehmens abgegeben werden. Daneben habe der Vorstand „klare Richtlinien“ zur Nutzung des Firmenflugzeugs und für die Durchführung von Reisen mit Dritten erlassen.