ThyssenKrupp verkauft Milliarden-Aktienpaket

Essen (dpa) - Im Kampf gegen die gewaltigen Schuldenlast hat der Stahlkonzern ThyssenKrupp seine selbst gehaltenen Aktien für rund 1,6 Milliarden Euro verkauft. Mit dem Schritt sollten das Eigenkapital gestärkt und die Schulden reduziert werden, teilte ThyssenKrupp am Donnerstag in Essen mit.

Das Aktienpaket hatte einen Umfang von 9,6 Prozent und war in den Jahren 2006 und 2008 zusammengekauft worden. Mit dem Verkauf steigt der Streubesitz auf knapp 75 Prozent an. Die restlichen Aktien liegen in Händen der Krupp-Stiftung.

An der Börse löste die Aktienplatzierung einen Kursverfall aus. Die ThyssenKrupp-Papiere verloren 5,15 Prozent auf 32,96 Euro. Das war der größte Verlust seit Ende Oktober 2009.

Der neue Konzernchef Heinrich Hiesinger hatte im Frühjahr Milliardeninvestitionen, aber auch einen Abbau des Schuldenbergs angekündigt. Allein in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2010/2011 (30. September) war die Verschuldung vor allem wegen Anlaufverlusten bei Stahlwerksprojekten in Brasilien und den USA um rund 2,7 Milliarden Euro auf knapp 6,5 Milliarden angewachsen.

Der frühere Siemens-Manager hatte betont, der überwiegende Teil der Investitionen werde in die Technologiesparte und in Geschäfte auf vielversprechenden Zukunftsmärkten in den Schwellenländern fließen. Zum dem Konzept, das bis Anfang 2012 abgeschlossen sein soll, zählt auch der Verkauf von Unternehmensteilen mit einem Umsatz von zusammen 10 Milliarden Euro. Fast jeder Fünfte der rund 180 000 Mitarbeiter soll dabei den Konzern verlassen. Möglicherweise werden auch Teile wie das Edelstahlgeschäft an die Börse gebracht.

Käufer der knapp 50 Millionen Aktien waren nach Konzernangaben vorwiegend deutsche und internationale institutionelle Investoren. Verkauft wurden die Papiere zu einem Preis von 32,95 Euro das Stück.

Allerdings gingen einem Bericht des „Handelsblatts“ (Freitag) zufolge nur 70 Prozent der Papiere weg. Den Rest übernahmen die drei an der Platzierung beteiligten Banken Deutsche Bank, Commerzbank und HSBC Trinkaus & Burkhardt. „Sie sitzen nun auf 30 Prozent der Aktien“, sagte ein Frankfurter Investmentbanker der Zeitung. „Das sind rund 700 Millionen Euro - und das kostet sie jetzt richtig Geld.“ Die Geldhäuser hatten die Abnahme der Aktien zum Preis von 32,95 Euro garantiert.

Nach dem Ende der Wirtschaftskrise, die auch das Stahlsegment hart getroffen hatte, ging es bei ThyssenKrupp zuletzt wieder bergauf. Der Aktienkurs erholte sich von rund 12 Euro Ende 2008 auf deutlich über 30 Euro.