Top-Manager stolpert über Wikileaks
Berry Smutny soll Galileo-Projekt als Geldverschwendung bezeichnet haben. Pikant: Seine Firma baut die Satelliten.
Bremen. Alles schien gut für OHB, dann kam Wikileaks: Nun ist bei dem deutschen Satellitenbauer Schadensbegrenzung angesagt: Im Skandal um Top-Manager Berry Smutny (48) muss der Konzern den Eindruck bekämpfen, nicht an den Sinn der „Galileo“-Satelliten zu glauben, die er selbst baut. Dabei dementiert der Manager, das prestigeträchtige Projekt gegenüber US-Diplomaten als „Unfug“ bezeichnet zu haben.
Im Januar 2010 saß Smutny gerade mal ein halbes Jahr im Chefsessel der System-Sparte von OHB, da konnte er den Auftrag für 14 Galileo-Satelliten an Land ziehen. Die Ambitionen bei OHB sind hochfliegend: Mehr als 20 Satelliten made in Bremen mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro sollen ins All starten.
Doch nach dem Höhenflug kommt für Top-Manager Smutny jetzt der tiefe Fall: Entlassen wurde er wegen Äußerungen, die er ausgerechnet über Galileo gemacht haben soll — und die bei Wikileaks landeten. Als „Verschwendung von Steuergeldern“ und sogar als „Unfug“ soll er das Projekt im Oktober 2009 bezeichnet haben. Pikant: Zu diesem Zeitpunkt war OHB bereits Mitbewerber um den millionenschweren Auftrag.
Vor diesem Hintergrund seine Entlassung: „Hauptversammlung und Aufsichtsrat sahen keine Alternative, um weiteren Schaden am Unternehmen, bei Kunden, der Politik und der Öffentlichkeit wirksam abwenden zu können.“ So heißt es kurz und trocken in einer OHB-Mitteilung zum Rauswurf von Smutny. Gültig: Ab sofort. Damit ist er der erste Top-Manager in Deutschland, der nach Wikileaks-Veröffentlichungen entlassen wird.
Neues Ungemach gibt es auch für das europäische Vorzeigeprojekt selbst: Galileo hinkt dem Zeitplan um Jahre hinterher. Die Amerikaner planen eine verbesserte Version ihres GPS, und die Chinesen („Compass“) und die Russen („Glonass“) sind auch schon am Start.
Außerdem läuft ein Kampf gegen die Zeit, denn China hat für sein System die selben Radiofrequenzen reserviert wie die EU. Wer zuerst am Himmel ist, bekommt die Frequenz.