Transnet und GDBA bilden neue Bahngewerkschaft
Fulda (dpa) - Transnet und GDBA haben sich zur neuen Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zusammengeschlossen. Auf zwei getrennten Gewerkschaftstagen votierten die Delegierten am Dienstag in Fulda mit großer Mehrheit für die Fusion.
Bei der GDBA stimmten rund 91 Prozent mit Ja, bei Transnet waren es gut 96 Prozent. Die neue Gewerkschaft hat 240 000 Mitglieder. Rund 210 000 bringt Transnet mit, 30 000 kommen von der GDBA.
Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik vereinigen sich damit Organisationen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und des Deutschen Beamtenbundes (DBB). Es handelt sich zugleich um den ersten Zusammenschluss großer Gewerkschaften seit der Entstehung von Verdi aus fünf Einzelorganisationen im Jahr 2001. Die EVG gehört wie zuvor Transnet dem DGB an.
Der bisherige Transnet-Vorsitzende Alexander Kirchner wird die neue Gewerkschaft ohne Neuwahl bis Ende 2012 führen. Seine Stellvertreter sind der bisherige GDBA-Chef Klaus-Dieter Hommel und die bisherige stellvertretende Transnet-Chefin Regina Rusch-Ziemba. Der EVG-Vorstand wird aus den Vorständen der Vorgänger-Gewerkschaften gebildet.
Vor den Abstimmungen sagte Kirchner, die EVG müsse die „Heimat aller Beschäftigten“ sein. Einheitsgewerkschaften seien kein Auslaufmodell. Die EVG setzt sich zum Ziel, die Beschäftigten im gesamten Verkehrssektor gewerkschaftlich zu organisieren. Mit neuen Betriebs- und Dienststellengruppen will die EVG „näher an die Mitglieder heranrücken“.
Dies soll in Kooperation mit anderen DGB-Gewerkschaften geschehen. Mit Verdi soll dazu ein gemeinsames Projekt entworfen werden. Ein entsprechendes Positionspapier soll auf dem EVG-Gründungskongress an diesem Mittwoch in Fulda verabschiedet werden. Dort wird auch der DGB-Vorsitzende Michael Sommer eine Rede halten mit dem Titel „Hat die Einheitsgewerkschaft noch eine Zukunft?“
Kirchner und Hommel schmiedeten seit Herbst 2009 Pläne, um Transnet und GDBA zusammenzubringen. Inhaltlich gab es schon damals kaum noch Unterschiede. In Tarifverhandlungen verhandelten beide Gewerkschaftem gemeinsam. Unproblematisch war das Zusammengehen aber nicht, weil es aus dem Beamtenbund heftigen Widerstand gab. Der DBB verliert mit dem Ende der GDBA ein Mitglied. Die Gewerkschaft Deutscher Bundesbahnbeamter und Anwärter war 1948 gegründet worden.
Nicht mit im Boot ist die weiterhin eigenständige Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit rund 34 000 Mitgliedern. Der neue EVG-Vorsitzende Kirchner lud sie aber zur Mitarbeit unter einem gemeinsamen Dach ein. „Wir halten die Tür weiter offen“, sagte Kirchner der „Berliner Zeitung“ (Dienstag). Die GDL könne auch unterm EVG-Dach das Sprachrohr der Lokführer sein.
Allerdings knüpfte Kirchner dies an eine Bedingung: „Was aber nicht geht, dass die GDL ohne Rücksicht auf andere Sparten versucht, nur für ihre Mitglieder das Optimale rauszuholen.“ Die GDL hatte bei vergangenen Tarifrunden Transnet und GDBA mit höheren Tarifforderungen brüskiert und diese zum großen Teil auch durchgesetzt.
Die GDL erteilte jedoch einem Zusammenschluss eine klare Absage. „Dass die EVG ein Interesse daran hat, uns unter ihre Fittiche zu bringen und uns damit zähmen zu wollen, können wir zwar nachvollziehen“, erklärte GDL-Chef Claus Weselsky in einer Mitteilung. „Diesem Wunsch werden wir aber nicht nachkommen.“ Über die Fusion von Transnet und GDBA sagte Weselsky: „Aus Größe entsteht keine Stärke: Wenn sich zwei schwache Gewerkschaften zusammentun, wird erst recht keine starke daraus.“