Tourismusbranche Türkei-Buchungen heben Stimmung der Tui-Aktionäre

Hannover (dpa) - Kräftige Zuwächse bei den Sommerbuchungen für die Türkei und andere Länder sorgen für gute Stimmung beim weltgrößten Reisekonzern Tui.

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„In Deutschland liegen die Türkei-Buchungen derzeit 50 Prozent höher als im Vorjahr“, sagte Vorstandschef Fritz Joussen am Dienstag vor der Hauptversammlung in Hannover. Das sei eine „starke Zahl“ nach dem schmerzhaften Einbruch nach den Terroranschlägen vor zwei Jahren. Über alle Herkunfts- und Urlaubsländer der Reisenden hinweg liegen die Buchungen für den Sommer bei Tui derzeit sechs Prozent höher als 2017. Bei den Umsätzen für den bevorstehenden Sommer beläuft sich das Plus sogar auf acht Prozent.

Auch der Start ins Geschäftsjahr 2017/18 gelang der Tui besser als zuletzt. Im ersten Geschäftsquartal von Oktober bis Dezember ließ der lukrative Verkauf von drei Riu-Hotels den Konzern die Pleite des Ferienfliegers Niki gut verkraften. Der saisontypische Verlust unter dem Strich verringerte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 99,6 Millionen Euro. Der Umsatz legte um 8 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zu. Reiseveranstalter schreiben im reiseschwachen Winter meist rote Zahlen. Ihre Gewinne fahren sie in der Hauptreisezeit im Sommer ein.

Dass der Quartalsverlust diesmal sank, verdankte Tui besonders der Hotelsparte. Der lukrative Verkauf von drei Hotels der Riu-Kette ließ den operativen Gewinn des Bereichs um mehr als 90 Prozent steigen. Dabei baut der Konzern sein eigenes Hotelgeschäft weiter aus. Im abgelaufenen Quartal eröffnete er sieben Häuser, darunter ein Riu-Hotel und zwei Robinson Clubs.

Im Veranstaltergeschäft musste Tui hingegen einen operativen Verlust von 133 Millionen Euro hinnehmen. Ein Grund dafür waren Kosten für einen Markenwechsel in Großbritannien, wo der Tui-Konzern seine Reisen jetzt unter eigenem Namen statt unter der Traditionsmarke Thomson verkauft. Zudem zog die Pleite der Air-Berlin-Tochter Niki das Ergebnis um 20 Millionen Euro nach unten.

Tui hatte viele Jahre lang Flugzeuge samt Besatzung an die Air-Berlin-Tochter Niki verleast, doch die österreichische Airline konnte am Ende nicht mehr dafür bezahlen. Die derzeit elf Maschinen gehen nun für den konzerneigenen Ferienflieger Tuifly und die Lufthansa-Billigtochter Eurowings an den Start.

Tui baut dabei das Türkei-Angebot ab Deutschland kräftig aus und hat für Mai bis Oktober 100 000 Flugtickets zusätzlich ins Angebot aufgenommen. Die Terroranschläge und der gescheiterte Putschversuch in der Türkei hatte die Tourismusbranche des Landes schwer getroffen.

Derweil forciert Joussen die Digitalisierung des Geschäfts. Mithilfe von Software will Tui die Freizeitangebote wie Ausflüge für Kunden am Urlaubsort so personalisieren, dass der durchschnittliche Umsatz pro Reisendem von derzeit etwa 900 Euro auf 920 Euro steigt.

Bei der Hauptversammlung in Hannover stellte sich die Tui-Führung am Dienstag den Fragen der Aktionäre. Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September 2017 war der operative Gewinn um mehr als ein Zehntel auf 1,1 Milliarden Euro gewachsen. Der Überschuss ging zwar um mehr als ein Drittel auf 645 Millionen Euro zurück. Allerdings hatte Tui ein Jahr zuvor beim Verkauf der Tochter Hotelbeds einen hohen Sondergewinn eingestrichen.

Für Diskussionen sorgte die geplante Wahl von Daimler-Chef Dieter Zetsche zum neuen Aufsichtsratschef. Nach Kritik von Aktionärsberatern will Amtsinhaber Klaus Mangold den Posten weiter besetzen, solange Zetsche diesen mit seinen Aufgaben bei Daimler nicht in Einklang bringen kann. Eigentlich war der Wechsel bei Tui für Oktober 2018 vorgesehen, Zetsches Vertrag bei Daimler läuft aber noch bis Ende 2019.