UN-Bericht: Afrika muss verarbeitende Industrie stärken

Addis Abeba/Genf (dpa) - Afrika muss eine verarbeitende Industrie aufbauen, um die Armut dauerhaft mit Erfolg zu bekämpfen.

Der Kontinent müsse dringend seine Volkswirtschaften neu ausrichten, heißt es in einem Bericht der Vereinten Nationen zur wirtschaftlichen Entwicklung in Afrika 2011, der in Genf vorgestellt wurde. Darunter dürfe aber die Landwirtschaft nicht leiden. Der Agrarsektor müsse vielmehr besser mit der verarbeitenden Industrie verzahnt werden.

„Die Förderung der Agro-Industrie ist nur ein möglicher Weg, um in einem Land den industriellen und den landwirtschaftlichen Sektor miteinander zu verbinden“, heißt es in dem Bericht.

Das rund 100 Seiten starke Dokument mit dem Untertitel „Förderung der industriellen Entwicklung in Afrika im neuen globalen Umfeld“ wurde von der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) in Zusammenarbeit mit der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) erarbeitet.

Afrika stelle nur etwa ein Prozent der Produkte der weltweiten verarbeitenden Industrie her, stellt der Report fest. Es sei wichtig, dass Regierungen private Unternehmen finanziell unterstützten und so die Schaffung von Arbeitsplätzen vorantrieben. Investitionen müssten vor allem in den Technologie-Sektor fließen. Jedoch müssten Subventionen auch wieder eingestellt werden, so eine Firma in einem bestimmten Zeitraum nicht den gewünschten Erfolg habe.

„Wir brauchen eine strategische Annäherung, die landesspezifisch sein muss und von den einzelnen Regierungen maßgeschneidert wird“, sagte eine der Autorinnen des Reports, Bineswaree Bolaky von UNCTAD, in der vergangenen Woche vor Journalisten im äthiopischen Addis Abeba. „Es gibt kein allgemeingültiges Rezept, das für alle Länder gilt.“

Die Regierungen müssten auch praktische Bedingungen berücksichtigen, unter denen Unternehmen in den einzelnen Ländern arbeiten. „Zum Beispiel sind nicht immer Arbeitnehmer mit dem nötigen Fachwissen verfügbar, oder die nötigen Rohstoffe sind nicht zu konkurrenzfähigen Preisen zu haben“, hieß es. Deshalb seien Beratungen mit den Produzenten nötig.

Eine weitere zentrale Aufgabe für die industrielle Entwicklung sei der Ausbau der Infrastruktur. „Man kann kein erfolgreicher Unternehmer werden, wenn es keinen Strom, kein Wasser, keine Straßen oder Zugverbindungen gibt“, betonte Bolaky.

Als Beispiel für eine „afrikanische Erfolgsgeschichte“ nennt der Bericht die Blumenzucht in Äthiopien. „Das Land ist heute einer der Top-Exporteure von Schnittblumen und hat bereits jetzt 50 000 Beschäftigte, aber das Ziel der Regierung ist es, die Zahl auf 70 000 zu steigern.“ Grund für die stetige Entwicklung seit den 80er Jahren seien vor allem finanzielle Anreize, die die äthiopische Regierung Exporteuren biete, darunter Export-Kredit-Garantien.

David Tommy, Direktor von UNIDO Äthiopien, sagte: „Genug Bananen zu essen zu haben, reicht heute nicht mehr aus. Afrika hat sich verändert.“ Voraussetzung für jede industrielle Entwicklung sei aber politische Stabilität, denn ohne sie „wird jedes noch so gut erdachte und realisierte Industrialisierungsprogramm fehlschlagen“, so der Report.