Hamburger Speicherstadt US-Sanktionen gegen Iran: Teppichhändler haben vorgesorgt

Hamburg (dpa) - An einem der weltweit größten Umschlagplätze für Orientteppiche, der Hamburger Speicherstadt, reagieren Händler besorgt auf die US-Sanktionen gegen den Iran.

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„Wir sind enttäuscht, aber wir sind vorbereitet“, sagte Mohammad-Reza Nobari, Vorstandsmitglied der Vereinigung Iranischer Teppich-Importeure in Europa (AICE), der Deutschen Presse-Agentur. Die am Dienstag erlassenen US-Strafmaßnahmen sehen unter anderem vor, dass keine iranischen Lebensmittel und Teppiche mehr in die USA importiert werden dürfen.

Zwar seien die Hamburger Teppichhändler von den Sanktionen betroffen, aber nicht in dem Umfang wie die iranische Exportwirtschaft selbst, sagte Nobari. Deren Einbrüche bei der Teppichausfuhr in die USA bezifferte der Diplom-Kaufmann auf rund 30 Prozent. „In Hamburg entfallen 70 Prozent unserer Umsätze auf Re-Exporte. Aber nur ein Teil davon geht in die USA.“ Nobari schätzt diesen Anteil auf 6 bis 7 Prozent. Die Ausfuhren via Hamburg gingen vor allem nach Südamerika, Kanada, Australien und China. Neben Perserteppichen wird in der Hansestadt unter anderem auch mit Waren aus Afghanistan, Pakistan, Indien und Marokko gehandelt.

In der Blüte des vorigen Jahrhunderts gab es in der Hamburger Branche mehr als 200 Firmen, heute seien es 57, sagt Nobari. Den Rückgang führt er auf fehlende Firmennachfolger, einen Konzentrationsprozess sowie eine geschrumpften Branche im Iran zurück. In der Blütezeit seien Teppiche im Wert von rund 600 Millionen Dollar jährlich aus dem Iran exportiert worden, 80 Prozent davon ging nach Europa und hiervon knapp die Hälfte nach Deutschland. Heute betrage das iranische Exportvolumen nach Europa etwa 130 Millionen Euro, Deutschland sei nach wie vor der stärkste Abnehmer, ergänzte Nobari.

Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump hätten die Hamburger Händler geahnt, dass es wieder zu Maßnahmen gegen den Iran kommen könnte. Vor drei Monaten hätten sie verstärkt begonnen, mehr Ware in die USA zu transportieren, berichtete Nobari. „Statt zehn Perserteppichen importierten die US-Abnehmer etwa 30.“ Dafür seien etwa längere Zahlungsziele gewährt worden. Manche US-Importeure hätten zusätzliche Lager für Teppichvorräte angemietet.

Die Händler iranischer Waren wollen nicht wie in der Sanktionsphase zwischen 2006 und 2016 unter Konkurrenzdruck geraten: „Wenn Sie zehn Jahre lang ein Produkt in einem Markt nicht einführen können, dann wird dieser Marktanteil von Wettbewerbern aufgesogen“, weiß Nobari. So seien vor allem in Indien Perserteppiche verstärkt „nachgemacht“ und exportiert worden. „Das müssen wir diese Mal verhindern.“

„In den 90er Jahren waren die ersten Sanktionen ein Schock“, berichtete AICE-Altpräsident Bahram Tahbaz. Jedoch hätten die Export-Ausfälle in die USA damals schnell ausgeglichen werden können, weil ihr Anteil nicht sehr hoch gewesen sei. Dieses Mal hoffen die Verbandsvertreter auf Hilfe aus Europa: „Die iranische Reputation ist wieder hergestellt. Wenn Europa das iranische Volk unterstützt und im Iran produzierte Waren kauft, können wir die Ausfälle auffangen.“

Trump beschuldigt die „mörderische Diktatur“ in Teheran, Terrorismus zu unterstützen und Blutvergießen, Gewalt und Chaos zu verbreiten. Er drängt alle Staaten, sich den Sanktionen anzuschließen und den Iran wirtschaftlich zu isolieren. Die EU ist gegen die Maßnahmen und will das Atomabkommen mit Iran retten.

Der Verband der Teppich-Importeure hofft indes, dass Perserteppiche in Deutschland wieder begehrter werden. „Einrichtungen sind bunter, vielfältiger geworden. Und die über 40-Jährigen kehren zu klassischen Teppichen zurück“, sagt Tahbaz, der in dritter Generation in Hamburg vom Teppichhandel lebt.