US-Staatsanwältin verklagt Großbanken

Boston (dpa) - Auf dem US-Hypothekenmarkt sollen Wild-West-Methoden geherrscht haben: Säumige Schuldner wurden ohne langes Fackeln aus ihren Heimen vertrieben, sagt eine Staatsanwältin - und klagt nun gegen eine ganze Reihe von Großbanken.

Fünf große US-Banken haben sich eine Klage wegen umstrittener Hauspfändungen eingehandelt. Die Generalstaatsanwältin von Massachusetts, Martha Coakley, zerrt die Bank of America, JPMorgan Chase, Wells Fargo, die Citigroup und Ally Financial am Donnerstag vor Gericht.

Sie wirft den Instituten vor, säumige Schuldner unrechtmäßig aus ihren Häusern vertrieben zu haben. „Das beste, was wir zu einer Gesundung der Wirtschaft beitragen können, ist mit diesem Pfändungspfusch aufzuräumen“, sagte Coakley in Boston.

Die Vorwürfe sind nicht neu. Die Banken in den Vereinigten Staaten stehen seit langem wegen unsauberer Zwangsvollstreckungen am Pranger. Bei vielen Pfändungen soll angesichts der schieren Masse nicht einmal mehr ein Sachbearbeiter drübergeschaut haben. Oder die Pfändungen sollen von der falschen Stelle veranlasst worden sein. In wieder anderen Fällen seien Hausbesitzer unzureichend über Umschuldungsmöglichkeiten informiert worden, hieß es in der Klage.

Seit mehr als einem Jahr feilschen die Großbanken und die Generalstaatsanwälte der 50 US-Bundesstaaten um eine Entschädigung für die enteigneten Hausbesitzer. Es geht um Milliarden. Das Vorpreschen von Massachusetts könnte diesen Vergleich nun erschweren. Generalstaatsanwältin Coakley verlangt Schadenersatz und Strafzahlungen von den Banken. Die betroffenen Häuser kündigten an, sich mit allen Mitteln wehren zu wollen.

Geplatzte Hypotheken sind ein Riesenproblem in den USA: Die Wirtschaftskrise und die damit einher gehende hohe Arbeitslosigkeit hatten die Zahl der Menschen in die Höhe schnellen lassen, die ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen können. Das Problem ist in den USA auch deshalb so groß, weil in den Zeiten des Immobilienbooms bis Anfang 2007 selbst derjenige noch Kredit bekam, der sich eigentlich kein Haus leisten konnte. Diese Geschäftspolitik legte den Grundstein für die Finanzkrise.

Die Generalstaatsanwälte hatten im Oktober vergangenen Jahres ihre Ermittlungen öffentlich gemacht. Im April diesen Jahres hatten unabhängig davon die Bankenregulierer den Kreditinstituten und den beteiligten Dienstleistern eine Reihe von Auflagen gemacht und Strafen angedroht.

Auch die Deutsche Bank war wegen der Pfändungen in die Schusslinie geraten. Sie vertritt als Treuhänder die Interessen von Investoren, die ganze Hypothekenpakete aufgekauft hatten. Ihr Name steht deshalb auf vielen Dokumenten. Mit den eigentlichen Zwangsvollstreckungen hat sie indes nichts zu tun. Diese Arbeit übernehmen spezialisierte Dienstleister, sogenannte Loan Servicer.