USA setzen auf Optimismus

Notenbankchef Ben Bernanke glaubt, dass die Rezession vorbei ist. Doch einige Experten zweifeln an dieser Prognose.

Washington. Ein Jahr nach dem Ausbruch der schlimmsten Finanzkrise seit 80Jahren kommt in den USA wieder vorsichtiger Optimismus auf. Selbst Notenbankchef Ben Bernanke verblüffte nun mit der selbstbewussten Behauptung, dass die Rezession vorbei sei, er mit keinem Rückfall rechne und "die Wirtschaft schon sehr bald wieder wachsen wird". Viele glauben aber, dass sich der weltmächtigste Währungshüter womöglich zu früh freut.

Auf den ersten Blick könnte man geneigt sein, Bernankes rosiger Voraussage Glauben zu schenken. So nahm die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal nur noch um einen Prozentpunkt ab. Während der ersten drei Monate 2009 war die Konjunktur hingegen um 6,4 Prozent eingebrochen.

Auch meldeten führende Finanzinstitutionen wie Citigroup und Bank of America, die als Folge ihrer Fehlspekulationen am Immobilienmarkt fast die Segel gestrichen hätten, wieder überraschend Gewinne. Ein fast 800 Milliarden Dollar teures Konjunkturprogramm und weit über eine Billion Dollar zur Stabilisierung des Bankensystems schienen Wirkung zu zeigen.

Doch die recht optimistischen Prognosen verdecken Risiken. So wird ähnlich wie in Deutschland in den nächsten Monaten mit einem Anstieg der Arbeitslosenrate gerechnet, die in den USA von derzeit 9,7 Prozent auf deutlich über 10 Prozent steigen soll und damit den höchsten Stand seit 26 Jahren erreichen würde.

Auch befürchten viele Ökonomen, dass der Konsum wieder einbrechen könnte. Schließlich wurden die steigenden Verbraucherausgaben insbesondere von zwei staatlich subventionierten Projekten getragen: dem "Cash for Clunkers"-Programm, dem US-Gegenstück zur deutschen Abwrackprämie, sowie einem Barzuschuss von 8.000 Dollar beim Erwerb einer neuen Immobilie. "Wir können nicht ausschließen, dass die privaten Konsumausgaben dann wieder zurückgehen", räumte Finanzminister Timothy Geithner ein.

Geithner sieht noch ein anderes Risiko. Er bezeichnete kürzlich die Finanzmärkte als "nach wie vor anfällig und zerbrechlich". Immerhin können viele Banken nur als Folge neuer Bilanzierungstricks Gewinne ausweisen und sitzen nach wie vor auf faulen Krediten. Nationalökonom Nouriel Roubini, Professor an der New Yorker University, glaubt sogar, dass bis zum Ende der Rezession mindestens 1.000 Banken untergegangen sein werden.