Vattenfall verdoppelt Gewinn fast
Stockholm (dpa) - Wegen des Verkaufs seines deutschen Stromnetzes hat der schwedische Energiekonzern Vattenfall zu Jahresbeginn deutlich weniger Umsatz eingefahren, aber dennoch seinen Gewinn fast verdoppelt.
In den ersten drei Monaten des Jahres stieg der Überschuss um 90,2 Prozent auf 7,2 Milliarden Kronen (798 Mio Euro) gegenüber 3,7 Milliarden Kronen im ersten Quartal 2010, wie der Staatskonzern am Donnerstag in Stockholm mitteilte. Dagegen sackte der Umsatz um 26,6 Prozent auf 51,9 Milliarden Kronen ab. Unsicherheit herrscht bei Vattenfall über die Auswirkungen der Atomdiskussion in Deutschland nach der Reaktorkatastrophe in Japan.
Im vergangenen Jahr war das Ergebnis durch Abschreibungen schwer belastet. Im ersten Vierteljahr 2010 beliefen sich die Belastungen, die laut Vattenfall vor allem auf Wertberichtigungen durch den Verkauf des deutschen Höchstspannungsnetz-Geschäfts der 50 Hertz Transmission GmbH im Mai vergangenen Jahres zurückgehen, insgesamt auf rund 5,3 Milliarden Kronen. Ohne diese Sonderbelastung wäre der bereinigte Gewinn nach Steuern im ersten Quartal 2011 im Vorjahresvergleich um 25,8 Prozent auf 6,7 Millarden Kronen zurückgegangen.
Den Umsatzrückgang im ersten Quartal führt der Staatskonzern auch auf die Veräußerung zurück. Konzernchef Øysten Løseth betonte zudem, das erste Quartal 2011 „war überschattet vom Erdbeben und dem Tsunami in Japan sowie der folgenden Havarie im Kernkraftwerk Fukushima“. Die Atomkatastrophe in Japan und die Unruhen in der arabischen Welt hätten zu höheren Rohstoff- und Strompreisen geführt, erklärte Løseth, fügte aber hinzu: „Es ist noch zu früh für eine Einschätzung der langfristigen Konsequenzen.“
Die Stromerzeugung stieg im ersten Vierteljahr um 4,6 Prozent. Dabei lag das Plus beim Strom durch Kernkraft bei 37 Prozent - getrieben von den schwedischen Anlagen. In Deutschland sind die Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel weiter vom Netz. Im ersten Vierteljahr machte sich der Ausfall der deutschen Anlagen mit einem Umsatzminus von umgerechnet 133 Millionen Euro bemerkbar.
Für Deutschland weist Vattenfall, das Ende März insgesamt rund 37 800 Mitarbeiter beschäftigte, keine separaten Gewinnzahlen aus. Für die Aktivitäten in Deutschland und Polen stieg das operative Ergebnis (EBIT) in den ersten drei Monaten 2011 auf 5,2 Milliarden Kronen nach einem Minus von 139 Millionen Kronen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Løseth sagte im Gespräch mit Analysten, dass die Auswirkungen des Atom-Moratoriums in Deutschland für den Konzern noch nicht absehbar seien. Das Unternehmen prüfe nach wie vor die Möglichkeit, dem Konkurrenten Eon den Betrieb von Brunsbüttel und Krümmel zu überlassen.
Zuletzt hatten hohe Abfindungszahlungen des Energiekonzerns an entlassene deutsche Spitzenmanager Empörung bei Schwedens Regierung und ein parlamentarisches Nachspiel ausgelöst.