Verbraucher in Sommerlaune
Nürnberg (dpa) - Das Vertrauen der Verbraucher in die deutsche Wirtschaft hellt sich nach einer Delle um den Jahreswechsel weiter auf. Der Konsumklima-Index legt zum Juli das dritte Mal in Folge zu, wie das Marktforschungsinstitut GfK in Nürnberg mitteilte.
Der Wert stieg um 0,3 Punkte auf 10,1. Die Einkommenserwartung der Deutschen schnellte sogar auf einen Bestwert seit der Wiedervereinigung. Einzig die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen ging im Vergleich zum Vormonat leicht zurück.
Allerdings könnte die Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, die weitere Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone dämpfen. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, warnte, dass das Wachstum in den nächsten drei Jahren deshalb zusammen um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte geringer ausfallen könnte als bisher angenommen.
In Deutschland ist die Situation nach Einschätzung von GfK-Experte Rolf Bürkl derzeit stabil. Eine gute Beschäftigungslage, anstehende Tarif- und Rentenerhöhungen, eine überaus geringe Inflation - die Rahmenbedingungen für das Vertrauen in die Wirtschaft seien sehr günstig, sagte er. So legte die Konjunkturerwartung deutlich um 9,7 Punkte auf 18 Zähler zu - ein Höchstwert seit Juni 2015.
Dieser Trend wirkt sich auch auf die Einkommenserwartungen der Deutschen aus: Mit 59,6 Punkten ist der Wert auf einem Höchststand seit der Wiedervereinigung. Wegen des guten Umfelds sei dies allerdings „nicht so verwunderlich“, meinte Bürkl. Die Rentenerhöhung zum 1. Juli etwa sorge für einen deutlichen Kaufkraftzuwachs.
Leicht gesunken ist die Anschaffungsneigung der Konsumenten. Sie ging um 3,3 Zähler auf 54,4 Punkte zurück. Nach dem Zwölf-Monats-Hoch im Juni sollte man diesen Rückgang allerdings nicht überbewerten, sagte Bürkl. „Das Niveau ist immer noch überaus hoch.“
Nach dem Brexit-Votum der Briten fordert der Experte einen schnellen Start der Verhandlungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich. „Sollte das zu einer Hängepartie werden, besteht die Gefahr, dass auch die Verbraucher verunsichert werden.“
Die Angst vor einem Jobverlust könne dann dazu führen, dass auch die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen sinke. Er habe jedoch die Hoffnung, dass die Verbraucher - wie schon während der Euro-Schuldenkrise - relativ gelassen reagieren werden.
Draghi hatte am Dienstag laut Diplomaten beim Brüsseler EU-Gipfel erklärt, wegen Großbritanniens Rolle als wichtiger Handelspartner könnte ein geringeres Wachstum dort auch die Konjunktur der Eurozone treffen. Ratingagenturen haben dem Land schon die Bestnote entzogen.