Verdi-Chef Bsirske: Getrübte Urlaubslaune in der Südsee

Affäre: Verdi-Chef Bsirske steht wegen seines Gratisflugs mit der Lufthansa in der Kritik. Rechtlich gibt es daran nichts zu beanstanden.

Berlin. So hatte sich Gewerkschaftsboss Frank Bsirske seinen Sommerurlaub sicher nicht vorgestellt. Während sich der Vorsitzende der mächtigen Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit seiner Ehefrau unter Palmen in der Südsee erholt, erregt er zu Hause mit dieser Reise die Gemüter. Nicht am Ziel entzündet sich die Kritik, sondern an den Reiseumständen: Das Ehepaar Bsirske flog 1. Klasse gratis mit der Lufthansa.

Verdi-Sprecher Harald Reutter bestätigte den Freiflug von Frankfurt nach Los Angeles. Den Anschlussflug zum Urlaubsort habe Bsirske aber selbst bezahlt. Die Reise sei nach den für Aufsichtsräte der Lufthansa (LH) üblichen Regeln erfolgt.

Bsirske sitzt seit Jahren als Arbeitnehmervertreter im LH-Kontrollgremium. Daher steht ihm ein Kontingent an Freiflügen zu. Aus rechtlicher Sicht sei der Flug nicht zu beanstanden, heißt es denn auch bei der Fluggesellschaft.

Für eine "Lustreisen-Affäre" taugt der Stoff also nicht. Doch die Reaktionen fielen am Wochenende - besonders im gewerkschaftsferneren politischen Lager - heftig aus.

Die einen regten sich über das Gratisticket auf. Andere über den Umstand, dass Bsirske in letzter Minute mit der kurz darauf von Verdi bestreikten Airline in den Urlaub enteilt war. Andere mokierten sich darüber, dass er bei diesem Streit nicht "Seit’ an Seit’" mit der Verdi-Basis auf den Barrikaden stand.

Bsirske steht seit der Gründung von Verdi im März 2001 an der Spitze dieser seinerzeit mit rund 2,9 Millionen Mitgliedern weltweit größten Einzelgewerkschaft. Ihre Zahl ist inzwischen auf rund 2,3 Millionen gesunken. Zweimal wurde der 56-Jährige mit glänzenden Ergebnissen wiedergewählt, zuletzt im Oktober 2007 mit 94,3 Prozent.

Bsirske und die Lufthansa - das ging schon früher nicht immer gut. Im Juni 2003 verweigerte ihm die Lufthansa-Hauptversammlung die Entlastung als Vize-Chef des Aufsichtsrates. Bsirske zog sich den Zorn der Aktionäre wegen der Streiks im Öffentlichen Dienst ein halbes Jahr zuvor zu, unter denen auch der Flugverkehr gelitten hatte.

Damit habe er bei der Lufthansa Ausfälle mit Millionenschäden angerichtet, lautete der Vorwurf. Der könnte ihm in diesen Tagen auch gemacht werden. Zwar geht um viel geringere Summen, aber dafür um ein hochemotionales Thema.