Verdi gegen Ladenöffnung rund um die Uhr
Berlin (dpa) - Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi stellt sich gegen Forderungen des Einzelhandelsverbands HDE, die Ladenöffnungszeiten werktags völlig freizugeben.
„Beschäftigte zahlen die Zeche mit noch flexibleren Arbeitszeiten“, kritisierte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger gegenüber der „Bild“-Zeitung (Donnerstag).
Der Präsident des Handelsverbands Deutschland, Josef Sanktjohanser, hatte vorgeschlagen, Läden sollten überall in Deutschland an Werktagen uneingeschränkt öffnen dürfen. „Händler sollen frei entscheiden können, wann es für sie sinnvoll ist, ihre Produkte anzubieten.“ An touristischen Orten oder in Pendlerstädten könne das auch am späten Abend sein.
Die demografische Entwicklung und die Digitalisierung verändere die Branche. Bei vielen Händlern sinke daher die Kundenfrequenz, erklärte Sanktjohanser. „Wir brauchen deshalb neue Rahmenbedingungen und auch ein Stück mehr Fairness im Wettbewerb zwischen On- und Offline-Handel.“
Nutzenberger dagegen sagte voraus, flexiblere Öffnungszeiten würden den Verdrängungswettbewerb im stationären Handel weiter befeuern. „Denn Geld geben die Kunden nur einmal aus.“
Derzeit sind die Ladenöffnungszeiten in den Bundesländern unterschiedlich geregelt. An Sonn- und Feiertagen dürfen nur bestimmte Geschäfte wie etwa an Bahnhöfen oder Flughäfen öffnen.
Werktags allerdings gibt es in vielen Ländern - beispielsweise in Berlin oder Baden-Württemberg - schon jetzt keine Beschränkung. Es darf rund um die Uhr verkauft werden. In Bayern und im Saarland dagegen ist um 20.00 Uhr Schluss.
Der Bund der Selbstständigen - Gewerbeverband Bayern lehnte den HDE-Vorschlag ab. Längere Öffnungszeiten seien eine Zumutung für die Inhaber mittelständischer Familienbetriebe und ihre Beschäftigten. Andere Bundesländer hätten die Erfahrung gemacht, dass die Umsätze durch längere Verkaufszeiten nicht stiegen.