Verdi kündigt weitere Streikwellen bei Amazon an
Bad Hersfeld/Berlin (dpa) - Neues Jahr, neue Streiks: Die Gewerkschaft Verdi hat für 2016 weitere Protestwellen angekündigt, um beim weltgrößten Versandhändler Amazon einen Tarifvertrag für Beschäftigte in Deutschland durchzusetzen.
„Es ist eine harte Auseinandersetzung. Wir bleiben dran, werden nicht nachlassen und beweisen, dass wir einen langen Atem haben“, sagte Eva Völpel, Sprecherin des Verdi-Bundesvorstands der Deutschen Presse-Agentur in Fulda. Im benachbarten Bad Hersfeld betreibt Amazon den größten Standort bundesweit mit zwei Warenlagern.
Verdi fordert die Anerkennung eines Tarifvertrags für den Einzel- und Versandhandel. Amazon lehnt Verhandlungen darüber kategorisch ab. Deswegen kommt es seit dem Mitte Mai 2013 immer wieder zu Streiks. Das Unternehmen sieht sich als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung am oberen Ende des branchenüblichen. Auf die angekündigte Ausweitung der Streiks reagierte Amazon betont gelassen.
Verdi wertet die Ausstände im zurückliegenden Jahr als Erfolg. Die nächsten Streikziele könnten Warenlager in Polen und Tschechien sein, wo das Unternehmen zuletzt gewachsen ist. „Amazon betont immer wieder, dass die Streiks nichts bringen und sich nur eine Minderheit beteiligt. Aber wir wissen von Kollegen aus den Warenlagern: Es bleibt sehr viel Arbeit liegen“, sagte Völpel.
Eine Amazon-Sprecherin am Firmensitz in München wies diese Darstellung zurück: „Das ist nicht korrekt, das können wir nicht bestätigen.“ Amazon habe nicht zuletzt im Weihnachtsgeschäft bewiesen, dass das Lieferversprechen gegenüber den Kunden trotz der Streiks eingehalten werden könne. Die weit überwiegende Mehrzahl der rund 11 000 unbefristet angestellten Mitarbeiter beteilige sich nicht an den Aktionen. Auf die Ankündigung weiterer Streiks reagiere das Unternehmen gelassen.
Der Wachstumsmotor von Amazon läuft ungeachtet der Streiks prächtig. 2015 wurden mehr als 800 zusätzliche unbefristete Stellen geschaffen, wie das Unternehmen mitteilte. Zusätzlich plante Amazon, im Januar über 200 saisonale Stellen in feste Arbeitsplätze umzuwandeln.