Verdi: Telekom bei US-Tochter gewerkschaftsfeindlich
Bonn (dpa) - Die Gewerkschaft Verdi hat der Deutschen Telekom bei ihrer Tochter T-Mobile USA eine gewerkschaftsfeindliche Politik vorgeworfen. Es werde dort schwerwiegend gegen die Rechte der Beschäftigten verstoßen und sie würden davon abgehalten, sich gewerkschaftlich zu organisieren.
Deshalb sei eine Beschwerde bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eingereicht worden, sagte Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder am Dienstag in Bonn. Ein Telekom-Sprecher wies die Vorwürfe zurück, sie entsprächen „nicht der Wahrheit“.
Seit Jahren unterbinde das Management von T-Mobile USA Versuche von Beschäftigten, sich gewerkschaftlich zu organisieren, sagte Schröder, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der Telekom ist. Damit werde ihnen das Recht auf Tarifverhandlungen verweigert. Vorgegangen werde mit Hilfe von Anwälten und unter massivem Druck auf die Beschäftigten. „Es ist beschämend, was hier stattfindet.“
Die systematischen Verletzungen von Arbeiterrechten widersprächen den OECD-Leitsätzen, sagte Schröder. Deshalb habe Verdi gemeinsam mit der US-Gewerkschaft Communications Workers of America (CWA) Beschwerde beim Bundeswirtschaftsministerium, der nationalen OECD-Kontaktstelle in Deutschland, eingelegt. Es handele sich um die erste derartige Beschwerde von Verdi bei der OECD. Auch die Bundesregierung sei hier gefragt, da die Telekom noch zu gut 30 Prozent dem Bund gehöre.
Der OECD bliebe die Möglichkeit, wenn sie der Beschwerde folgt, einen Spruch zu fällen, dass die Telekom gegen internationales Recht verstoße. Die Organisation hat aber keine Sanktionsmöglichkeiten.
Die Telekom will T-Mobile USA an den amerikanischen Telekom-Riesen AT&T verkaufen. Der Verkaufsprozess ist angelaufen. AT&T arbeitet traditionell mit Gewerkschaften zusammen. Nach Angaben von Hae-Lin Choi von der CWA gibt es derzeit keine gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten bei T-Mobile USA. In dem jetzigen Umbruchprozess gehe es auch darum, dass die Beschäftigten bei Restrukturierungen „nicht unter die Räder kommen“, sagte Schröder.
Der Telekom-Sprecher betonte, das sich das Unternehmen in den USA im Arbeitsrecht an die dortigen Vorschriften halte. Es sei auch noch zu keinen Verurteilungen seitens der US-Behörden gekommen. Wenn sich die Beschäftigten gewerkschaftlich vertreten lassen wollten, dann sei dies möglich und die Tochter würde auch fair mit der Gewerkschaft zusammenarbeiten. Die Telekom habe aber kein Verständnis dafür, wenn jetzt eine Kampagne gestartet werde, bei der „unsere Mitarbeiter in den USA zum Spielball gemacht werden“.
Die US-Tochter hatte im Jahr 2000 nach der Übernahme von VoiceStream durch die Telekom ihre Geschäftstätigkeit aufgenommen. Derzeit sind bei T-Mobile in den USA mehr als 38 000 Mitarbeiter beschäftigt.