Volkswagen: Grünes Licht für VW-Rückrufpläne

Wolfsburg (dpa) - Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat nach Angaben von Volkswagen die Umbaupläne für einen großen Teil der manipulierten Dieselautos aus dem Konzern abgesegnet.

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Rund 8,2 Millionen Wagen mit 1,6- und 2,0-Liter-Motoren können demnach ab Anfang kommenden Jahres in der Werkstatt so eingestellt werden, dass sie die Grenzwerte für gesundheitsschädliche Stickoxide einhalten sollen. Dies teilte VW in Wolfsburg mit.

Die endgülige Freigabe steht allerdings noch aus. Dazu müssten VW zufolge auch noch die Lösungen für den 1,2-Liter-Dieselmotor vorliegen, die erst Ende November präsentiert werden sollen. Bundesverkehrsministerium und KBA teilten laut „Braunschweiger Zeitung“ dazu mit: „Die Erteilung möglicher Freigaben durch das KBA ist gerade in der Prüfung, wird aber noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.“ Ein VW-Sprecher betonte, dass man über die bevorstehende Freigabe für die beiden Motoren bereits schriftlich informiert wurde.

Der Konzern habe das Ziel, dass Autofahrer dabei keinen höheren Verbrauch und keine geringere Motorleistung hinnehmen müssen, hieß es. Versprechen kann VW das aber noch nicht. Auch zu den Kosten für den bevorstehenden Rückruf könne man noch nichts sagen. Derzeit würden noch Verhandlungen mit Zulieferern laufen. VW werde „mit jedem Kunden Kontakt aufnehmen“ und den betroffenen Autobesitzern während des ab Januar geplanten Rückrufs eine kostenlose „Ersatzmobilität“ anbieten, hieß es.

Nach Berechnungen von Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer könnten die Kosten für die Rückrufaktion der 8,2 Millionen Diesel-Fahrzeuge in Europa bei unter 500 Millionen Euro liegen. Dabei seien Kosten für Mobilitätsausgleich- also etwa Ersatzwagen oder ähnliches - bereits berücksichtigt. „Damit bekommt der VW-Konzern deutlich schneller finanziell festeren Boden unter die Füße als erwartet“, sagte er.

VW hatte für den Umbau der weltweit insgesamt bis zu 11 Millionen betroffenen EA-189-Motoren 6,7 Milliarden Euro zurückgelegt. Endgültige Preise für die benötigten Teile stünden aber noch nicht fest, sagte ein Sprecher. Das größte finanzielle Risiko für Volkswagen liegt laut Dudenhöffer aber weiter in den USA in Form von noch unbekannten Strafen durch Justiz und US-Behörden.

Bei den größeren 2,0-Liter-Motoren soll ein etwa halbstündiges Software-Update ausreichen. Bei den kleineren 1,6-Liter-Motoren werde zusätzlich ein sogenannter Strömungstransformator eingebaut. Dieses Teil soll dafür sorgen, dass Luft besser angesaugt und Treibstoff effizienter verbrannt werden kann, erklärte der Sprecher. So sollen auch Abgaswerte entsprechend den Emissionsnormen verbessert werden. Dudenhöffer schätzt die Kosten für den Einbau des Teils bei den 1,6 Liter-Motoren auf jeweils 2 bis 3 Euro.

Der VW-Sprecher sagte, in den vergangenen zehn Jahren habe sich technisch viel getan, deshalb sei eine solche Lösung heute möglich. Eine Lösung für die kleinen 1,2-Liter-Motoren soll noch in dieser Woche vorliegen.

Dass die Manipulationen bei den Abgaswerten durch eine so einfache und vermutlich auch relativ kostengünstige Lösung verhindert werden könnten, habe in der Vergangenheit niemand wissen können, sagte ein Sprecher. So gesehen sei der Skandal, der VW Mitte September in eine tiefe Krise stürzte, umso tragischer. „Aber wir können es leider nicht rückgängig machen“, sagte Konzernsprecher Hans-Gerd Bode.

Der Umweltverband BUND bezweifelte jedoch umgehend, ob Veränderungen bei Luftgittern und Anpassungen bei der Software ausreichend seien, um die Stickoxidwerte auch „unter normalen Betriebsbedingungen“ auf der Straße zu reduzieren.

Die Überarbeitungspläne beziehen sich nicht auf in den USA oder in Kanada verkaufte Modelle aus dem VW-Konzern. Hier prüfen die Behörden derzeit noch Vorschläge des Autobauers. Allein schon wegen der dort schärferen Grenzwerte sei die Lösungssuche anspruchsvoller als in Europa, erklärte VW.

Mit dem geplanten Rückruf könnte VW ohnehin vorerst nur eine Baustelle im Abgas-Skandal schließen. Bei 800 000 Autos hatte der Konzern außerdem zu niedrige CO2-Abgaswerte angegeben. Und auch Autos mit 3,0-Liter-Motoren sind mit einer in den USA verbotenen Software ausgestattet. Dies hatte am Montag die VW-Tochter Audi zugegeben. Daraufhin leitete die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ein Prüfverfahren ein. Behördenleiter Wolfram Herrle bestätigte einen entsprechenden Bericht der Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Audi-Chef Rupert Stadler steht in der Kritik. Er sagte dem „Donaukurier“ (Donnerstagsausgabe), er mache in der Belegschaft keinen schwindenden Rückhalt aus: „Ich glaube nicht, dass wir über Vertrauensschwund sprechen. Es ist wahrscheinlich Enttäuschung. Ich bin an der schonungslosen Aufklärung und der Wahrheit interessiert.“ Audi habe zwei Mitarbeiter der Technischen Entwicklung beurlaubt.

Insgesamt seien als Folge des Abgas-Skandals bislang acht Mitarbeiter des Unternehmens beurlaubt worden, berichtete ein Konzernsprecher. Details zu den Personen oder gar ihre Namen wollte er „aus Rücksicht und zum Schutz der Betroffenen“ aber nicht nennen. Zu den acht Beurlaubungen kommt noch die bekannteste Personalie nach Aufkommen des Skandals: der Rücktritt des früheren VW-Konzernchefs Martin Winterkorn.

Bei den acht Beurlaubten handele es sich um Beschäftigte aus dem Umfeld der Motorenentwicklung. Kreisen zufolge sind darunter drei Top-Manager aus den Entwicklungsabteilungen von VW sowie der Töchter Audi und Porsche.