Volkswirte: Januar-Arbeitslosigkeit über Drei-Millionen-Marke
Nürnberg (dpa) - Frostiges Winterwetter hat zum Jahresbeginn auch auf dem Arbeitsmarkt deutliche Spuren hinterlassen.
Im Januar habe daher die Zahl der Arbeitslosen zum ersten Mal seit zehn Monaten wieder die psychologisch wichtige Drei-Millionen-Marke übersprungen, berichteten Volkswirte in einer dpa-Umfrage.
Nach ihren Berechnungen waren zum Jahresauftakt 3,17 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit - und damit 300 000 mehr als im Vormonat und knapp 35 000 mehr als vor einem Jahr. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die Bundesagentur an diesem Donnerstag bekanntgeben.
Wegen der frostigen Temperaturen im Norden und Osten Deutschlands ruhe vor allem auf Baustellen die Arbeit, neue Bauprojekte würden erst zum Frühjahr begonnen. „Das bekommen nicht nur die Baufirmen, sondern auch die Zulieferbetriebe zu spüren“, gab der Konjunktorforscher Steffen Henzel vom Münchner Ifo-Institut zu bedenken. Zudem trenne sich der Handel nach dem Weihnachtsgeschäft meist von befristet beschäftigten Saisonkräften; viele von ihnen meldeten sich danach erst einmal arbeitslos. Auch endeten zum Jahresende traditionell viele Arbeitsverträge.
Unabhängig von saisonalen Sonderfaktoren rüsten sich nach Beobachtungen der Bundesagentur viele Unternehmen bereits für den im Jahr 2014 erwarteten Konjunkturaufschwung, indem sie verstärkt neue Mitarbeiter suchten. Nach einer eher abwartenden Haltung im Vorjahr schrieben Firmen wieder mehr freie Stellen aus. Die Bundesagentur verweist dabei auf den von ihr monatlich ermittelten Stellenindex BA-X; dieser stieg im Januar um drei Zähler auf 156 Punkte.
Uneinheitlich bewerten derweil die Volkswirte der großen deutschen Geldhäuser die weitere Konjunkturentwicklung und die Wirkung auf den deutschen Arbeitsmarkt. Während etwa Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld nach einem „durchwachsenen zweiten Halbjahr 2013“ derzeit noch keine Dynamik auf dem Arbeitsmarkt spürt, sieht DZ-Volkswirt Richard Holstein bereits erste positive Signale. Die würden sich mit dem von ihm erwarteten kräftigen Wirtschaftswachstum im ersten Quartal noch verstärken. Für das Gesamtjahr rechnet die DZ-Bank mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 2,25 Prozent; das könnte im Jahresschnitt die Arbeitslosenzahl um mehr als 70 000 senken.