Vorerst kein Lokführerstreik
Berlin (dpa) - Vor wenigen Tagen sah es fast nach Streik aus. Nun sind sich Deutsche Bahn und Lokführergewerkschaft in Verhandlungen näher gekommen. Noch sind aber knifflige Fragen zu lösen.
In den Tarifverhandlungen erzielten die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Bahn am Freitag Fortschritte, wie beide Seiten mitteilten. Die Verhandlungen für die rund 20 000 Lokführer bei dem bundeseigenen Unternehmen würden am 27. Februar fortgesetzt.
Bei der Einkommenssicherung von Lokführern, die ihrem Beruf nicht mehr nachgehen können, sei die Bahn der GDL entgegengekommen, sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Nun müssten zunächst eine Reihe von Detailfragen geklärt werden. Ein Streik sei „bis zum nächsten Verhandlungstermin für die GDL kein Thema“, fügte Weselsky hinzu. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sprach von „sehr sachlichen, konstruktiven Gesprächen“ und einem Neuanfang.
Im dem Tarifkonflikt geht es um die finanzielle Absicherung und berufliche Perspektiven von Lokführern, die aus Gesundheitsgründen nicht mehr fahrdiensttauglich sind. Dazu gehört auch die Gruppe jener, die mit dem Zug einen Menschen überfahren haben und deshalb traumatisiert sind. Das betraf nach Bahn-Angaben im vergangenen Jahr etwa 30 Lokführer.
Weselsky sagte, die Bahn habe zwei Elemente neu angeboten. Traumatisierte Lokführer sollen „eine 100-prozentige Entgeltsicherung ohne Vorbedingung“ erhalten. Außerdem sollen sie eine Abfindung bekommen, wenn sie das Unternehmen Deutsche Bahn verlassen.
Die GDL halte zwar nach wie vor eine Versicherung gegen die Berufsunfähigkeit von Lokführern für den richtigen Weg. Sie sei aber aufgeschlossen, auch einen anderen Weg zu beschreiten, sagte Weselsky. Die Gewerkschaft wolle eine Regelung, die „auch in anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen verankert werden kann“.
Zu den noch nicht geklärten Details gehört offensichtlich die Frage, wer in den Genuss einer Abfindung kommen kann und wie hoch sie ausfällt. Weber sagte dazu: „Wir reden über alternative, mögliche Abfindungsangebote für einen erweiterten Personenkreis.“
Mit einer Streikdrohung hatte die GDL den Tarifkonflikt Anfang Januar eskalieren lassen. Die Bahn legte daraufhin ein neues Angebot vor. Es bildete die Grundlage für die Tarifrunde am Freitag.