Vorwürfe gegen Verivox nach Teldafax-Pleite
Heidelberg/Düsseldorf (dpa) - Schwere Geschütze werden gegen das Internetportal Verivox aufgefahren: Im Zusammenhang der Teldafax-Pleite soll das Portal mit unlauteren Geschäftspraktiken den Stromdiscounter unterstützt und hohe Provisionen kassiert haben.
Verivox sagt: Verleumdung.
Das Portal, über das Verbraucher unter anderem Strompreise vergleichen können, soll nach Berichten des „Handelsblatts“ und der „Financial Times Deutschland“ schon frühzeitig von den Zahlungsschwierigkeiten des Troisdorfer Billiganbieters gewusst und Extraprovisionen für die Weiterleitung von Kunden kassiert haben.
Verivox-Sprecherin Dagmar Ginzel wies am Freitag die Vorwürfe zurück und sprach von „Verleumdung“. Mitarbeiter hätten versichert, keine geheimen Preisinformationen weitergegeben und keine höheren Provisionen von Teldafax kassiert zu haben. In den Medienberichten war die Rede davon, dass Verivox angeblich über längere Zeit monatlich je eine Million Euro kassiert haben soll. Beide Blätter beriefen sich auf eidesstattliche Erklärungen eines Ex-Managers von Teldafax.
Insolvenzverwalter Biner Bähr gehe den Vorwürfen nach, sagte dessen Sprecher Wolfgang Weber-Thedy der Deutschen Presse-Agentur. Ob an den Anschuldigungen etwas dran sei, konnte er nicht sagen. Hierzu werde sich der Insolvenzverwalter möglicherweise erst bei der Gläubigerversammlung Anfang November äußern. In einer Verivox-Mitteilung hieß es: „Der Teldafax-Insolvenzverwalter hat bis heute keinen Kontakt zu Verivox aufgenommen.“
Teldafax hatte im vergangenen Juni Zahlungsunfähigkeit angemeldet. Das Unternehmen war vor allem durch sein Vorkasse-Modell in Schwierigkeiten geraten. So wurden Strom und Gas über weite Strecken zu einem niedrigeren Preis an die Endkunden verkauft als sie im Einkauf gekostet hatten. Preiszugeständnisse finanzierte Teldafax immer wieder mit der Akquise von neuen Kunden. Verluste türmten sich auf, Rechnungen wurden nicht bezahlt und Lieferanten kündigten die Verträge. Anfang September wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Es gab mehr als 700 000 Geschädigte.
Verivox erklärte in der Mitteilung, erstmals im vergangenen Oktober von angeblichen Zahlungsschwierigkeiten bei Teldafax gehört zu haben. „Daraufhin hat sich Verivox umgehend mit Teldafax und der Bundesnetzagentur als Aufsichtsbehörde in Verbindung gesetzt.“ Die Behörde habe bestätigt, zu diesem Zeitpunkt keine Unregelmäßigkeiten bei Teldafax feststellen zu können.
Wenn die Vorwürfe gegen Verivox zutreffen, hätte das Vergleichsportal wegen irreführender geschäftlicher Praktiken gegen Wettbewerbsrecht verstoßen, sagte der Energierechtler Hans-Christoph Thomale von der Kanzlei FPS Rechtsanwälte & Notare in Frankfurt. Auch könnte es sich um Bestechlichkeit handeln, sollte Verivox Extraprovisionen gegen geheime Preisinformationen erhalten haben. Dies sei eine strafbare Handlung.
Verbraucherschützer meinen, dass die Glaubwürdigkeit der Vergleichsportale insgesamt durch den Fall Teldafax leiden könnte. Es sei ein harter Schlag nicht nur für die Portale, sondern für den Wettbewerb im Strommarkt insgesamt, unterstrich Holger Krawinkel von der Verbraucherzentrale Bundesverband. Er forderte in diesem Zusammenhang mehr Transparenz: Die Vergleichsportale „müssen die Karten auf den Tisch legen und die Höhe der gezahlten Provisionen aufdecken“.