VW und Telekom im Visier der Justiz
Wolfsburg/Bonn (dpa) - Volkswagen und die Deutsche Telekom sind wegen Korruptionsverdachts ins Visier der Justiz geraten: Dabei geht es um das Sponsoring für den Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg.
Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehrere Mitarbeiter der beiden Dax-Konzerne.
Fahnder hätten Büros der Geschäftskundensparte T-Systems in Stuttgart durchsucht, sagte ein Telekom-Sprecher am Dienstag in Bonn und bestätigte einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. „Wir haben bereits personelle Konsequenzen gezogen.“ Ein T-Systems-Manager sei entlassen worden.
Die Justiz wirft zwei früheren Managern und einem ehemaligen Berater der Telekom-Tochterfirma T-Systems vor, versucht zu haben, ihr Gegenpart bei VW zu bestechen. Bei Volkswagen gerieten zwei Mitarbeiter aus dem Einkauf ins Fahndungskreuz.
Laut Staatsanwaltschaft hatten die Mitarbeiter von T-Systems VW angeboten, einen im Sommer 2010 auslaufenden Sponsoringvertrag in einstelliger Millionenhöhe für vier Jahre zu verlängern. Im Gegenzug sollten die VW-Leute aber dafür sorgen, dass mit dem Bonner Telefonkonzern künftig Verträge über umfassende Leistungen in Höhe von mehreren hundert Millionenen Euro abgeschlossen werden.
VW ist Hauptinhaber und wichtigster Geldgeber des Bundesligisten VfL Wolfsburg. Der Autobauer kündigte an, die vollständige Aufklärung des Sachverhalts zu unterstützen. Dazu werde es auch eigene Untersuchungen durch die Revisionsabteilung des Konzerns geben, sagte ein Unternehmenssprecher. Ein Sprecher des VfL Wolfsburg bestätigte, dass es Ermittlungsmaßnahmen gegeben habe. Der VfL habe dabei mit den Behörden kooperiert.“ Einen konkreten Vorwurf gegen den Club gebe es nicht. „Stand jetzt gibt es keinen Anhaltspunkt für ein Vergehen des VfL.“
Die geplante Vertragsverlängerung sei am Ende nicht zustande gekommen, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Und es sei auch nicht in die eigene Tasche gewirtschaftet worden. Obwohl kein Geld geflossen sei, sei das Vorgehen aber als Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr zu bewerten. Das sei strafbar, weil der Wettbewerb behindert werde.
Aufgeflogen war der Fall durch interne Prüfungen bei der Deutschen Telekom, die sich daraufhin an die Ermittlungsbehörde gewandt habe. Die beiden beschuldigten ehemaligen T-Systems-Manager hätten Büros in Stuttgart gehabt und von dort ihre illegalen Absprachen getroffen, erläuterte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Bundesweit seien an acht Orten Büro- und Privaträume durchsucht worden: Drei im Großraum Braunschweig, je zwei im Großraum Frankfurt und Stuttgart sowie eines in Berlin.
Telekom-Konzernchef René Obermann hat damit nicht zum ersten Mal die Justiz im Haus - und zugleich selbst dafür gesorgt. Erst vor wenigen Wochen war der Prozess zur Telekom-Spitzelaffäre zu Ende gegangen. Auch in dem Fall war es die Telekom selbst, die die Ermittlungen 2008 durch Strafanzeige ins Rollen gebracht hatte. Der Konzern hatte zwei Jahre lang Journalisten und Aufsichtsräte ausspioniert. Am Ende wurde ein Manager zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.
Inzwischen wird der Begriff „Compliance“ - die Einhaltung von Unternehmensrichtlinien - bei der Telekom groß geschrieben. Und auch bei VW waren Regulierungen und Kontrollen nach dem VW-Skandal um Schmiergelder und Lustreisen auf Unternehmenskosten verschärft worden. Die Affäre hatte den Wolfsburger Konzern vor fünfeinhalb Jahren erschüttert.
Ein T-Systems-Sprecher betonte, den Anstoß zu den Ermittlungen habe die Telekom selbst gegeben. Im Konzern gebe es eine klare Trennung zwischen Kundenwerbung und Sponsoring. Der alte Sponsorenvertrag rühre daher, dass T-Systems 2006 von VW die IT-Tochter Gedas übernommen hatte, die Sponsor des VfL gewesen sei.