Währung: Bleibt der Dollar im Dauertief?

Obamas Politik begünstigt den Werteverfall des Greenback.

Washington. Während der Dow Jones Aktienindex zum ersten Mal seit Oktober vergangenen Jahres die psychologisch wichtige Marke von 10000 Punkten überschritten hat und an den Börsen wieder Optimismus herrscht, wächst in den USA die Angst vor einem weiteren Verfall des Dollars.

Obwohl der steile Wertverlust der US-Währung die Exportwirtschaft begünstigt, wittern Experten eine andere Gefahr: Falls der Greenback weiter abstürzt und seine Funktion als Weltreservewährung noch stärker als bisher angezweifelt wird, dann könnte der daraus resultierende Vertrauensverlust erneut zur Destabilisierung des Finanzsystems führen.

Gegenüber dem Euro hat die US-Valuta während der letzten sechs Monate 14 Prozent ihres Werts verloren und gegenüber dem Yen knapp 12 Prozent.

Vor dem Hintergrund steigender Staatsverschuldung, dem hohen Bedarf an Auslandskapital und einer steigenden Arbeitslosenrate, die Notenbankchef Ben Bernanke zumindest vorläufig von Zinserhöhungen abhalten wird, könnte nach Ansicht vieler Ökonomen das Schlimmste noch bevorstehen. Demnach könnte der Höchststand des Euro, der im April 2008 mehr als 1,60 Dollar wert war, in den nächsten Monaten überschritten werden.

Zwar plädiert US-Präsident Obama wie sämtliche seiner Vorgänger für einen "starken Dollar". Doch wie auch bei anderen Präsidenten handelt es sich bei dem öffentlichen Bekenntnis zu einem robusten Greenback um eine leere Worthülse.

Die Wirtschaftspolitik des Weißen Hauses eignet sich nämlich vielmehr dazu, die heimische Währung ohne Rücksicht auf die gesamtwirtschaftlichen Folgen zu schwächen. Finanzminister Timothy Geithner betont, dass "wir künftig mehr auf Exporte und Investitionen anstelle von Konsum und Verschuldung setzten müssen." Dies setzt voraus, dass die US-Valuta an Boden verliert.

Auch andere Faktoren sprechen dafür, dass der Sturzflug der US-Währung sich fortsetzt. Wie Bill Gross, Portfoliomanager beim Pimco Fund überzeugt ist, haben Obama und Geithner, selbst wenn sie es nicht zugeben wollen, in Wirklichkeit großes Interesse an einer Verbilligung. Eine Dollarentwertung sei einer von vielen Wegen, die enorme Staatsschuld leichter abzutragen.

Auch scheinen wichtige Partnerländer dem Dollar das Vertrauen zu entziehen. China etwa hat die Einführung einer neuen Weltreservewährung gefordert und wie auch andere Schwellenländer den Anteil des Dollars an den eigenen Fremdwährungsreserven verringert. Wenn sich dieser Trend fortsetzen sollte, so der republikanische Senator Charles Grassley, "dann könnten die Folgen für das amerikanische und damit das globale Finanzssystem verheerend sein."

So weit muss es nicht kommen, glauben sowohl Republikaner als auch Demokraten. Gleichwohl erkennen führende Vertreter beider Parteien durchaus an, dass wenig für eine Erholung spricht und ökonomische Daten sowie politische Überlegungen darauf hindeuten, dass die US-Währung sich tatsächlich im Dauertief befinden könnte.