Wal-Mart schwächelt daheim in den USA
Bentonville (dpa) - Der weltgrößte Einzelhandelskonzern Wal-Mart verliert Kunden in der Heimat USA. Das Unternehmen habe die Erfolgsformel des legendären Gründers Sam Walton aus den Augen verloren, sagen Experten.
Er versprach den Menschen jeden Tag günstige Preise - und baute damit ein weltumspannendes Imperium auf. Das heutige Management dagegen pries die einen Produkte im Sonderangebot an, während es die anderen verteuerte. Viele Kunden wanderten zur Konkurrenz ab.
„Einige der Preis- und Vermarktungsthemen bei Wal-Mart haben gravierendere Auswirkungen gehabt als wir ursprünglich dachten“, sagte Konzernchef Mike Duke am Dienstag am Firmensitz in Betonville (US-Bundesstaat Arkansas). Er zeigte sich enttäuscht vom Abschneiden auf dem Heimatmarkt. Im vierten Geschäftsquartal, das im Januar endete, fielen die vergleichbaren Verkäufe der Kette in den USA um 1,8 Prozent.
Duke kündigte an, sich auf Sam Waltons Erfolgsformel der günstigen Preise zurückzubesinnen. Es werde aber seine Zeit brauchen, das Steuer herumzureißen, warnte er. Wal-Mart schwächelt schon seit einiger Zeit daheim. Die Wettbewerber erkannten die Gunst der Stunde und köderten die verärgerten Kunden. Vor allem der direkte Rivale Target und der Onlinehändler Amazon profitierten. Auch Aldi ist mittlerweile breit in den Vereinigten Staaten aufgestellt.
Wal-Mart konnte seine Probleme bislang überspielen: Der Handelsriese ist stark im Ausland gewachsen; gerade schluckt er die südafrikanische Handelskette Massmart. Er hat daheim neue Läden eröffnet und profitierte vom Erfolg seiner Tochter Sam's Club, einem Warehouse Club, bei dem nur Mitglieder einkaufen dürfen. Konzernweit konnte Wal-Mart seinen Quartalsumsatz so um 2 Prozent auf 116,4 Milliarden Dollar (85 Mrd Euro) hochschrauben. Der Gewinn stieg um 27 Prozent auf unterm Strich knapp 6,1 Milliarden Dollar. Für das laufende Jahr versprach Duke sogar noch bessere Zahlen.
Die Voraussetzungen sind günstig: Nachdem die US-Verbraucher in der Wirtschaftskrise ihr Geld zusammengehalten hatten, zeigen sie sich seit ein paar Monaten wieder spendierfreudig. Die führende US-Baumarktkette Home Depot hat das bereits zu spüren bekommen.
Der Konzernumsatz stieg im Schlussquartal (Ende Januar) um 3,8 Prozent auf 15,1 Milliarden Dollar, der Gewinn schoss sogar um 72 Prozent auf 587 Millionen Dollar hoch. In der Krise hatten die Amerikaner nötige Renovierungen oder Reparaturen hinten angestellt, Neubauten gab es kaum noch.