Warnstreiks bei Eon: Energieversorgung nicht behindert
Düsseldorf/Berlin/Quickborn (dpa) - Beim Energieriesen Eon haben am Montag tausende Mitarbeiter mit mehrstündigen Warnstreiks für eine deutliche Tariferhöhung demonstriert. Die Produktion in den Kraftwerken wurde aber bis zum Mittag nicht behindert, versicherte ein Unternehmenssprecher.
Die Warnstreiks waren für 24 Stunden angemeldet, teils gingen die Beschäftigten nach den Kundgebungen aber wieder an den Arbeitsplatz. Ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi sprach von insgesamt mehr als 7000 Teilnehmern unter anderem am Kernkraftwerk Grohnde (Niedersachsen), in Quickborn, an mehreren Standorten in Bayern und am Kohlekraftwerk Scholven in Gelsenkirchen. Am frühen Nachmittag waren auch Warnstreiks am Kernkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein geplant (14 Uhr). Auch der Gewerkschaftssprecher versicherte, dass die Energieproduktion nicht lahmgelegt werde.
Die Gewerkschaften Verdi und IG BCE fordern für die rund 30 000 Beschäftigten bei Eon und Tochterunternehmen eine Entgeltanhebung von 6,5 Prozent und die Übernahme aller Auszubildenden mit Abschluss. Die Arbeitgeber hatten bisher 1,1 Prozent angeboten. „Die Stimmung ist zornig, wir wollen nicht weiter zur Ader gelassen werden“, sagte Verdi-Sprecher Volker Stüber. Eon plane den Abbau von 6000 Arbeitsplätzen und Investitionen im Ausland. Das dürfe nicht mit niedrigen Lohnzuwächsen unter Inflationsniveau finanziert werden.
Die Tarifpartner kommen diesen Dienstag (15.1.) zur nächsten Verhandlungsrunde in Hannover zusammen. Falls die Arbeitgeber kein deutlich höheres Angebot vorlegen, drohen die Arbeitnehmervertreter mit einem unbefristeten Arbeitskampf. Das wäre ein Novum in der Energiebranche.
Eon befinde sich in einer „schwierigen wirtschaftlichen Situation“, erklärte vergangene Woche ein Unternehmenssprecher. Das Tarifergebnis müsse diesen Rahmenbedingungen entsprechen. Der Konzern hatte 2011 erstmals in seiner Geschichte Milliardenverluste gemacht. Für die ersten drei Quartale 2012 hatte Eon zwar wieder einen deutlich auf gut drei Milliarden Euro gestiegenen Konzernüberschuss vorgelegt. Wegen schwacher Stromnachfrage kassierte der Energieriese aber seine Gewinnprognosen für die kommenden Jahre.