Conti: Mit Bestwerten gegen Europas Autokrise
Hannover (dpa) - Trotz der verschärften Absatzkrise vieler Autobauer in Europa hat der Zulieferer Continental im Jahr 2012 mit neuen Rekordzahlen einen weiteren Gang zulegen können. Die Hannoveraner erhöhten ihren Umsatz um über 7 Prozent auf etwa 32,7 Milliarden Euro.
Damit schnitten sie über der von Vorstandschef Elmar Degenhart angepeilten Marke von 32,5 Milliarden Euro ab. Das Nettoergebnis nennt das Unternehmen bei der Bilanzvorlage am 7. März.
Wie der Konzern am Montag auf Basis vorläufiger Eckdaten mitteilte, stieg der Anteil des operativen Gewinns am Umsatz von 10,1 auf 10,7 Prozent. Das entspräche einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern von knapp 3,5 Milliarden Euro. Auch 2013 rechnet Conti mit Zuwächsen. Als Treiber der zuletzt guten Entwicklung gilt die Auto- und Nutzfahrzeugkonjunktur in Amerika und Asien, dank der die Probleme in West- und Südeuropa abgefedert werden können. Degenhart gab sich mit Blick auf das laufende Jahr aber vorsichtig.
„Die Unsicherheit über den Verlauf der Pkw-Produktion und anderer für Continental wichtiger Absatzmärkte ist weiterhin groß“, warnte der Vorstandsvorsitzende. Er erwartet zwar, dass der Dax-Rückkehrer in diesem Jahr seine Erlöse noch einmal um 5 Prozent auf mehr als 34 Milliarden Euro hochschrauben kann. Ob dies auch beim Betriebsgewinn gelingt - sein Umsatzanteil soll bei über 10 Prozent gehalten werden - ist allerdings noch fraglich: „Wir werden das hohe Tempo voraussichtlich nicht ganz halten können“, sagte Degenhart.
Grund dafür ist die brenzlige Lage auf dem gesamten europäischen Automarkt. Das weltweite Produktionsvolumen bei Personenwagen und leichten Nutzfahrzeugen dürfte nach Conti-Schätzungen 2013 nur mäßig von 80 auf 82 Millionen Stück wachsen. Konkurrent und Branchenprimus Bosch rechnet ebenfalls mit einem schwierigen Geschäft, die Schwaben hielten schon im vorigen Jahr einen Gewinneinbruch für möglich.
Bei Continental lief es bis zum Ende des dritten Quartals 2012 rund. Unterm Strich verdienten die Niedersachsen von Januar bis September des vergangenen Jahres bereits 1,450 Milliarden Euro - mehr als das Ergebnis des ganzen Vorjahres (1,242 Milliarden Euro).
Finanzvorstand Wolfgang Schäfer sieht zusätzlichen Spielraum beim Abbau des Schuldenbergs, den Conti vor allem durch den Kauf der früheren Siemens-Autotechniksparte VDO angehäuft hatte. 2012 sollte die Verschuldung auf unter 6,5 Milliarden Euro sinken. „Sie können sicher davon ausgehen, dass diese Marke unterschritten wurde“, sagte Schäfer der Nachrichtenagentur dpa. Gleichzeitig habe der Konzern seine hohen Investitionen insbesondere in den USA und in den Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien und China beibehalten.
Schwächer dürfte indes der Absatz kleiner Dieselmotoren sowie von Komponenten für Elektro- und Hybridantriebe bleiben. „Das hat sich im vierten Quartal fortgesetzt“, berichtete Schäfer. Optimistisch zeigte er sich beim wichtigen Winterreifen-Geschäft. „Wir haben das Vorjahr leicht überschritten“, sagte er zur Saison 2012/2013. Im Vorjahr hatte das Unternehmen etwa 20 Millionen Winterreifen verkauft.
Der Konzern mit knapp 170 000 Beschäftigten will vor allem die Antriebs-, Sicherheits- und Informationstechnik ausbauen. Parallel dazu soll aber auch die traditionelle Reifensparte vorankommen. Hier will Conti bis spätestens 2025 zum Trio der drei größten Hersteller der Welt (Bridgestone, Michelin, Goodyear) aufschließen.