Was die Verbraucher derzeit verunsichert
Ob Smartphone oder teure Esszimmermöbel - die Deutschen wägen bei Anschaffungen wieder stärker ab.
Düsseldorf. Noch vor wenigen Monaten zeigten sich die deutschen Verbraucher geradezu in Hochstimmung. Selbst internationale Krisenherde vermochten ihre Konsumlaune nicht einzutrüben. Seit dem Spätsommer beobachten Konsumforscher allerdings einen Wandel. Die Verbraucher sind zunehmend verunsichert, bei größere Anschaffungen warten viele erst einmal ab.
Die Krisen in Nahost und der Ukraine hatten Verbraucher lange Zeit kaum berührt. Zu weit schienen die Konflikte entfernt, zu gering die Auswirkungen für den Alltag der meisten Deutschen. „Das hat sich mit den alarmierenden Nachrichten zur Ebola-Epidemie und den Grausamkeiten der Terrorgruppe Islamischer Staat geändert“, ist GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl überzeugt. Auch hinterließen die zunehmend skeptischen Konjunkturausblicke Eindruck bei vielen Bürgern.
Nein, denn die Verbraucherstimmung bewegt sich gemessen am jüngsten Konsumklima-Index weiter auf einem sehr hohen Niveau — ähnlich groß war die Konsumlust zuletzt im Jahr 2007. Konsumforscher sehen in der aktuellen Entwicklung eher eine Delle als eine grundlegende Trendwende.
Das Phänomen ist so neu, dass auch Konsumforscher noch keine klare Antwort haben. GfK-Experte Bürkl schließt nicht aus, dass der eine oder andere ratlose Verbraucher sein Geld entweder auf seinem Girokonto oder sogar zu Hause parkt, bis er mehr Klarheit über die weitere konjunkturelle oder weltpolitische Lage hat.
Richtig ist, dass die privaten Konsumausgaben einen ganz wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum darstellen. Ohne die große Kauflust der Verbraucher würde die deutsche Wirtschaft heute in einer Rezession stecken. Allein im Jahr 2013 lag der Anteil privater Konsumausgaben am Bruttoinlandsprodukt bei rund 55 Prozent. Allerdings ist die Verbraucherstimmung derzeit noch so gut, dass die GfK zumindest für dieses Jahr mit einer Steigerung der Konsumausgaben von 1,5 Prozent rechnet.
Teils ja, teils scheinen sie aber von den Fakten nicht gedeckt. Die Tariferhöhungen in diesem Jahr haben anders als etwa im Vorjahr selbst nach Abzug der Inflation bewirkt, dass die Bürger mehr Geld in der Tasche haben. Die niedrigen Sparzinsen werden weiterhin dafür sorgen, dass die Kauflust auf einem hohen Niveau bleibt. Sollte sich aber die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschlechtern, würde das schon bald auf die Konsumlaune drücken.
Nein. Denn die Frage, wie viel Geld Bundesbürger für Geschenke und Deko zu Weihnachten ausgeben folgt ganz eigenen Gesetzen. „Da geht es mehr darum, ob jemand ein sicheres Einkommen hat“, meint Bürkl. Weltpolitische Krisen spielten eher eine geringere Rolle.