WDH/Devisen: Euro-Schwächeanfall hält an - Moody's straft Italien ab
FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Misstrauen der Anleger gegenüber dem Euro nimmt nicht ab: Am Freitag konnte sich die Gemeinschaftswährung kaumvon ihrem Zweijahrestief erholen. Am Vortag war der Kurs erstmals seit Juli 2010unter die Marke von 1,22 US-Dollar gefallen.
Nachdem die Ratingagentur Moody'sin der Nacht zum Freitag Italien abgestraft hat, rechnen Experten nicht miteinem Ende des Abwärtstrends. Zuletzt wurde der Euro leicht erholt bei 1,2201Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs amDonnerstag auf 1,2178 (Mittwoch: 1,2260) Dollar festgesetzt.
"Dem Euro scheinen zusehends die Fans abhanden zu kommen, denn kaum einAnleger möchte ihn offensichtlich noch im Portfolio haben", kommentierteCommerzbank-Expertin Antje Praefcke. Die Euphorie über die EU-Gipfelbeschlüssesei zusehends in Skepsis gegenüber der Gemeinschaftswährung umgeschlagen, sodass der Euro gegenüber den großen Währungen seit gut zwei Wochen deutlich unterDruck stehe.
Dass der Euro im Vormittagshandel trotz des gestiegenen Misstrauensgegenüber dem Währungsraums leicht zulegen konnte, begründeten Händler mitKonjunkturdaten aus China, die besser als am Markt erwartet ausgefallen seien.Von der gestiegenen Risikofreude habe die Gemeinschaftswährung etwas profitierenkönnen.
Dennoch bleiben die Aussichten trüb: Neben den schlechten Nachrichten ausder Eurozone belaste auch die Abkühlung der Weltkonjunktur zunehmend, sagteHarwig Wild, Experte vom Bankhaus Metzler. "Eine fundamentale Begründung füreinen steigenden Euro sucht man derzeit vergeblich."
Exporteuren im Euroraum käme ein schwächerer Eurokurs zwar entgegen, da dieProdukte dadurch günstiger im Ausland angeboten werden können. Solange sich dieglobalen Wirtschaftsaussichten jedoch weiter eintrüben, dürfte das ein schwacherTrost sein.
Einen weiteren Tiefschlag kassierten die Euro-Retter am Vorabend von derRatingagentur Moody's, die trotz intensivierter Reformbemühungen abermals denDaumen über Italien senkte. Mit Verweis auf die schwache Binnenkonjunktur,fiskalische Risiken und Ansteckungsgefahren aus Griechenland und Spanienreduzierte die Agentur die Bonität um zwei Noten auf "Baa2". Das ist nur zweiNoten über "Ramschniveau", mit dem Ratingagenturen spekulative Anlagenkennzeichnen. Unter den drei großen Agenturen kommt Italien bei Moody's amschlechtesten weg.
Dennoch konnte die drittgrößte Euro-Volkswirtschaft am Freitag problemlosAnleihen am Markt platzieren und so frisches Geld bei Anlegern besorgen.Gegenüber den letzten Auktionen gingen die Zinsen sogar zurück.