Weltbank-Chef warnt vor Ernährungskatastrophen durch Klimawandel
Berlin (dpa) - Weltbank-Präsident Jim Yong Kim hat eindringlich vor Ernährungskatastrophen durch den Klimawandel gewarnt und von einzelnen Ländern eine Vorreiterrolle gefordert.
Globale Abkommen im Kampf gegen den Klimawandel seien notwendig. „Bis dahin brauchen wir Führung, um diese Ziele zu setzen“, forderte Kim am Donnerstag in Berlin auf einer Tagung.
„In 20 oder 30 Jahren werden wir Dinge sehen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können“, sagte er mit Blick auf eine neue Studie.
„Wir müssen unseren Kindern eine Welt hinterlassen, die auch wiederzuerkennen ist.“ Der Weltbank-Chef bescheinigte Deutschland, eine Führungskraft zu sein, wenn es darum gehe, Wirtschaftswachstum vom Schadstoffausstoß zu entkoppeln sowie Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen. „Das ist wirklich bemerkenswert.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte auch mit Hinweis auf die zweite Flutkatastrophe in Deutschland innerhalb einer Dekade, der Klimawandel kenne keine Ländergrenzen.
Eine wirtschaftliche Entwicklung, die auf Raubbau der Natur gründe, sei auf Dauer undenkbar. Merkel plädierte für eine UN-Organisation, „die Umwelt und Nachhaltigkeit stärker noch symbolisieren würde“ als bisher.
Nach einem am Mittwoch vorgelegten Weltbank-Bericht müssen sich die ärmsten Länder so schnell wie möglich auf die unumgänglichen Folgen des Klimawandels vorbereiten. Dem Bericht zufolge wird etwa in Afrika südlich der Sahara bis zum Jahr 2030 rund 40 Prozent der Fläche, auf der heute noch Mais angebaut wird, durch Trockenheit unbrauchbar werden. In Südasien seien mehr Fluten zu befürchten, in Südostasien seien Megastädte vom steigenden Meeresspiegel bedroht.
Nach Kims Worten sind so die Ziele im Kampf gegen Armut nicht erreichbar. Die Weltbank will bis 2030 den Anteil der Armen, die weniger als 1,25 Dollar am Tag zur Verfügung haben, unter 3 Prozent der Weltbevölkerung drücken und die „absolute Armut“ so abschaffen. Im Jahr 2000 hatte die Staatengemeinschaft „Millenniums-Ziele“ beschlossen. Unter anderem sollte die Armut halbiert werden. Diese im Jahr 2015 auslaufenden Ziele werden allerdings teils verfehlt.
Merkel appellierte an die Staatengemeinschaft, die „Millenniums-Ziele“ nicht aus den Augen zu verlieren. Die Vorgaben würden trotz aller Fortschritte nicht in allen Facetten erreicht: „Deshalb muss weiter gearbeitet werden.“ Das neue Weltbank-Ziel sei nur erreichbar, wenn die Teilhabe aller Bevölkerungsschichten gewährleistet sei und nachhaltiges Wachstum allen zu Gute komme.
Kim äußerte sich besorgt über die Geldpolitik in Industrieländern im Kampf gegen die Krise. Schwellenländer haben dadurch Probleme, an langfristige Kredite zu kommen.
Er habe „sehr, sehr starke Sorgen, wie der Zugang von Entwicklungsländern zu Kapital aussehen wird“. Wenn die US-Notenbank ihre lockere Geldpolitik aufgebe, sei ein Zinsanstieg auch für Staaten absehbar. Das Wachstum in Entwicklungsländern dürfe nicht durch die Geldpolitik gebremst werden: „Wir beobachten dies und schreiten bei Bedarf ein.“
Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) plädierte erneut für einen „Schwellenländerfonds“. In diesen Fonds könnten frühere Entwicklungsländer wie die Türkei oder Südkorea alte Kredite zurückzahlen. Daraus könnten wieder neue Entwicklungskredite finanziert werden. Dieser Sondertopf widerspreche zwar den Haushaltsgrundsätzen, wäre aber auch ein Beitrag, damit Deutschland seine internationalen Zusagen erfüllt.