Zeitung: Microsoft wollte Nokias Handygeschäft kaufen
New York (dpa) - Dieses Geschäft hätte die Handybranche auf den Kopf gestellt: Laut einem Zeitungsbericht hatte der Software-Konzern Microsoft vor, die Gerätesparte von Nokia zu übernehmen.
Die Verhandlungen seien bereits weit gediehen gewesen, berichtete das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf eingeweihte Personen. Letztlich seien ein Deal aber unter anderem am Preis sowie an der schwierigen Lage von Nokia als Nachzügler bei Smartphones gescheitert.
Microsoft und Nokia sind seit gut zwei Jahren Partner bei den Computertelefonen. Die Lumia-Smartphones der Finnen laufen mit dem Betriebssystem Windows Phone. Allerdings blieb der durchschlagende
Erfolg bislang aus.
Nokia verkauft trotz steigender Absatzzahlen immer noch weit weniger Smartphones als Apple mit seinem iPhone oder Samsung mit seiner Galaxy-Baureihe, die von Android angetrieben wird. Windows Phone als Betriebssystem konnte seinen Marktanteil nach den Zahlen der Marktforschungsfirmen Gartner und IDC zwar ausbauen, kommt jedoch immer noch auf lediglich 3 Prozent am Gesamtmarkt.
Immer wieder hatte es Gerüchte gegeben, dass Microsoft bei Nokia zuschlagen könnte. Genug Geld für die Übernahme hätte der Software-Konzern auf der hohen Kante liegen. Ende März waren es 74,5 Milliarden Dollar, wovon viel im Ausland liegt.
Nokia ist an der Börse derzeit weniger als elf Milliarden Euro wert. Und mit dem eigenen Tablet-Computer Surface hat Microsoft auch seine Ambitionen bei der Hardware unter Beweis gestellt. Es sei aber unwahrscheinlich, dass die Verhandlungen noch einmal aufgenommen würden, schrieb das „Wall Street Journal“.
Den Informationen zufolge fanden die Gespräche bis in diesen Monat hinein in London statt und hätten kurz vor einer mündlichen Einigung gestanden. Ein Microsoft-Sprecher lehnte einen Kommentar gegenüber dem Blatt ab.
Ein Nokia-Sprecher erklärte: „Wir haben eine enge Partnerschaft mit Microsoft und es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Nokia und Microsoft regelmäßig treffen.“ Die Nokia-Aktie legte nach dem Bericht am Donnerstag um über drei Prozent zu.
Auch ein Manager des chinesischen Smartphone-Herstellers Huawei hatte in dieser Woche eine Übernahme des einstigen Branchenführers Nokia ins Gespräch gebracht - auch wenn der Konzern schnell klarstellte, dass es dafür keine konkreten Pläne gebe.
Huawei ist inzwischen zur Nummer drei der Branche nach Samsung und Apple aufgestiegen. Nokia hingegen hatte im Smartphone-Boom zu lange am eigenen Betriebssystem Symbian festgehalten und bot dadurch weniger attraktive Geräte an. Samsung verkauft mittlerweile selbst dann noch mehr Mobiltelefone, wenn man auch einfache Handys hinzuzählt, bei denen Nokia weiter stark ist.