Wende: ACS bessert Hochtief-Offerte nach

Essen (dpa) - Neue Wende im Übernahmekampf um den größten deutschen Baukonzern Hochtief: Während Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter weiter Front gegen die Offerte des spanischen Konkurrenten ACS machte, erhöhten die Spanier überraschend ihr Anfang Dezember vorgelegtes Angebot.

Ziel sei, die Attraktivität des Tauschangebots zu erhöhen, teilte ACS zur Begründung mit. In der ersten Hälfte der bis zum 29. Dezember laufenden Angebotsfrist war das ACS-Angebot bei den Hochtief- Aktionären auf fast keine Resonanz gestoßen. Eine ACS-Sprecherin schloss eine weitere Nachbesserung des Angebots aus und zeigte sich zuversichtlich, die angepeilte 30-Prozent-Schwelle bei Hochtief erreichen zu können.

Statt acht ACS-Papieren sollen die Hochtief-Aktionäre nun neun ACS-Aktien für fünf Hochtief-Papiere bekommen. Aktionärsschützer stuften das weiterhin unter dem aktuellen Börsenkurs liegende Angebot umgehend als unattraktiv ein. Das Essener Unternehmen kündigte zunächst eine Prüfung des Angebots sowie eine aktualisierte Stellungnahme an. „Wir raten unseren Aktionären, keine Entscheidung zu treffen, bis Hochtief dazu Stellung genommen hat. Es gibt keinen Zeitdruck für unsere Aktionäre“, sagte ein Hochtief-Sprecher.

Die am gleichen Tag auch im Internet veröffentlichte Angebotsänderung muss nicht noch einmal von der deutschen Börsenaufsicht BaFin geprüft werden. Das bestätigte eine BaFin-Sprecherin auf Anfrage.

Auch mit dem neuen Angebot könne man niemanden „hinter dem Ofen hervorlocken“, sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler. Ausschlaggebend für die Ablehnung der Offerte sei das weiter hohe Risiko der ACS-Papiere.

Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter hatte das Angebot der Spanier noch kurz zuvor als „ausgesprochen unfreundlich“ eingestuft. Er bescheinigte Hochtief Chancen auf eine Abwehr der drohenden Übernahme. Der Konzernchef will schon bald Gespräche mit ACS führen, einen konkreten Termin gibt es aber nicht. Auch ACS rechne nun mit einem schnellen Gesprächsbeginn, sagte eine Sprecherin. Entscheidend werde jedoch sein, die Gespräche mit „höchster Vertraulichkeit“ zu behandeln.

In einer nach der ersten ACS-Offerte vorgelegten Stellungnahme hatten Vorstand und Aufsichtsrat von Hochtief ausdrücklich vor einer drohenden Zerschlagung des größten deutschen Baukonzerns gewarnt. ACS wollte die Stellungnahme auf Anfrage nicht kommentieren.

Nach Prüfung des Anfang Dezember vorgelegten ACS-Angebots hatte Hochtief seinen Aktionären offiziell eine Ablehnung der Offerte empfohlen. Das Angebot von ACS sei ein „Minusgeschäft“, sagte Lütkestratkötter. Eine Übernahme durch ACS biete keine Wettbewerbsvorteile für Hochtief, hieß es in der Stellungnahme. Dagegen könnten den Deutschen Nachteile entstehen - etwa bei Ausschreibungen für Bauprojekte in Kanada und den USA. Dort bestehe das Risiko, dass Hochtief bei einer gleichzeitigen Teilnahme von ACS-Gesellschaften von dem Verfahren ausgeschlossen werde.

ACS selbst hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, auf eine Zerschlagung von Hochtief verzichten und die Konzernzentrale in Essen erhalten zu wollen. Grundsätzlich bestehe jedoch keine rechtliche Pflicht zur Umsetzung der in der Angebotsunterlage angegebenen Absichten, hieß es in der Stellungnahme. Eine solcher Schritt könne bei einer möglichen Übernahme daher nicht ausgeschlossen werden, falls das ACS-Management diesen als vorteilhaft ansehe.

Der Hochtief-Konzernbetriebsrat warnte vor einer Bedrohung der Arbeitsplätze: Mögliche Arbeitsplatzverluste würden vor allem Deutschland treffen. In Deutschland beschäftigt Hochtief rund 11 000 Mitarbeiter. Weitere 10 000 bis 15 000 Stellen seien in der Zulieferindustrie bedroht.

Bis zum Dienstagabend hatten Hochtief-Aktionäre auf der Basis des ersten Angebots lediglich 277 Aktien zum Tausch angeboten. Dies entspreche 0,00036 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte von Hochtief, teilte ACS mit. Um ihren Anteil an Hochtief wie geplant auf über 30 Prozent zu erhöhen, brauchen die Spanier derzeit rund 2,1 Millionen Hochtief-Aktien. ACS hatte angekündigt, anschließend über Zukäufe an der Börse den Anteil auf mehr als 50 Prozent steigern zu wollen.

Erst in der vergangenen Woche war durch den Einstieg des Emirats Katar als neuer Großaktionär der bereits vorhandene Hochtief-Anteil von ACS verwässert worden - von 29,98 Prozent auf nur noch 27,25 Prozent.